Tunneldurchbruch im Steinbühltunnel – die Arbeiten kommen zügig voran Foto: dpa

Die Deutsche Bahn hat auf der Alb am Freitag hoch über dem Filstal die letzten Meter des Steinbühltunnels Richtung Stuttgart gegraben. Bei den 4,8 Kilometern liegt sie vor dem Zeitplan. Bis Jahresende soll der Auftrag für den Albvorlandtunnel vergeben werden.

Stuttgart - Von den 59,6 Kilometern der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wendlingen und Ulm verlaufen 30,4 Kilometer in Tunneln. Hoch über dem Filstal und dem A-8-Aufstieg hat die Bahn den ersten Durchstich der langen Röhren geschafft. Hier soll von Ende 2021 an auf Schienen mit 250 Kilometern pro Stunde gefahren werden.

Die Autofahrer, die sich den Albaufstieg hochquälen, werden dann das Nachsehen haben. Die lange gestoppten Planungen für den Neubau der alten, steilen Fahrbahn ohne Seitenstreifen sind erst jetzt wieder in Gang gekommen. Die Finanzierung soll laut Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle (CDU) privat und nicht aus dem Bundeshaushalt direkt erfolgen.

Mit dem 3,3 Milliarden Euro teuren Schienenbau, an dem das Land 950 Millionen Euro mit zahlt, wird die 160 Jahre alte Geislinger Steige überflügelt. Ulm wird mit einer Fahrzeit von nur noch 30 Minuten (Fernverkehr) quasi zum Vorort der Landeshauptstadt. Auch der Regionalverkehr soll profitieren. Die Bahn nennt 41 statt 60 Minuten zwischen den Innenstädten.

Anderthalb bis zwei Meter pro Sprengung kommt man weiter

150 Arbeiter und Ingenieure haben seit dem offiziellen Tunnelanschlag vom 19. Juli 2013 an rund um die Uhr in den beiden parallelen Röhren des Steinbühltunnels geschafft. Die Führung in der Arbeitsgemeinschaft hat die österreichische Firma Porr. Die Mineure sind Spezialisten. Bohren, sprengen, ausbrechen, den aufgerissenen Berg mit Stahlmatten und Spritzbeton sichern, so ging es Schritt für Schritt voran.

Anderthalb bis zwei Meter pro Sprengung, unter dem Schutz moderner Technik und der Patronin der Bergleute, der heiligen Barbara. Die Tunnelpatin Susanne Ramsauer, Ehefrau des damaligen CSU-Verkehrsministers, hatte die Heiligenfigur an der Tunnelwand platziert, sich dann aber äußerst rar gemacht. Das sei schade, hört man auf der Baustelle. Auch zum Durchschlag war die Patin „terminlich verhindert“.

Die je 4,8 Kilometer langen Röhren des Steinbühltunnels wurden aus Richtung Hohenstadt zum Filstal hin vorangetrieben. Dort stürzt der Hang steil ab, dort werden die Röhren passgenau an die 485 Meter lange und 85 Meter hohe Talbrücke anschließen. Das 53 Millionen Euro teure Bauwerk soll nach fünf Jahren Bauzeit im August 2018 fertig sein.

Riesige Bohrmaschine hat 4696 Meter gegraben

Aus Richtung Ulm kommend, wird der Zug nach der Filstalquerung in den Bosslertunnel eintauchen. Dort baut die Bahn mit einer riesigen Bohrmaschine. Sie hat inzwischen 4696 Meter gegraben. Auch bei den Albabstiegstunneln nach Ulm sind die Mineure weit. 7542 Meter hat die Bahn-Pressestelle mit Stand 2. November vermeldet. In den nächsten Wochen will die Projektgesellschaft die Arbeiten für den 8172 Meter langen Albvorlandtunnel zwischen Wendlingen und Kirchheim unter Teck vergeben. Die Ausschreibung hat bewusst offengelassen, ob dort mit Maschineneinsatz oder nach der Sprengmethode gearbeitet werden wird.

Von der neuen Infrastruktur, die in Wendlingen an das Projekt Stuttgart 21 anschließt, soll das ganze Land profitieren. Der Bau bringt für die Anrainerkommunen Lasten, aber auch Gewinn. In Hohenstadt stieg die Einwohnerzahl von 800 auf 900, weil hier 100 Bauarbeiter ihr Basislager aufgeschlagen haben. „Die Kommune profitiert, die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Tunnelbau ist gut“, sagt Bürgermeister Günter Riebort und ergänzt: „Nicht nur die Kommune, die ganze Region profitiert.“

Die ersten Beschwernisse der Tunnelsprengungen sind vorbei. Bleiben wird allerdings ein bis zu 18 Meter hoher Wall aus Karstgestein, den man nicht haben wollte, sagt Riebort. Er hofft, dass mit dem Abzug der Bahn-Bauleute die für die Autobahn einrücken. „Der neue Albaufstieg muss jetzt kommen, das Nadelöhr muss weg“, fordert Riebort.