Auch Verbesserungen an Bahngleisen können dazu dienen, den Geräuschpegel entlang von Bahntrassen zu reduzieren. Foto: dpa

Die Stadt soll für das Eisenbahnbundesamt einen Aktionsplan aufstellen, wie der Geräuschpegel an den Bahngleisen eingedämmt werden kann. Doch angesichts mangelnder Informationen über realistische Optionen tut man sich schwer.

Ludwigsburg - Lärm ist ein großes Thema in Ludwigsburg. Jahrelang hat der Gemeinderat über einen Lärmaktionsplan für den Straßenverkehr diskutiert, in dem Möglichkeiten zur Eindämmung des Geräuschpegels festgeschrieben wurden. Erst vor wenigen Monaten wurde das Werk verabschiedet. Nun steht das Thema schon wieder auf der Agenda: Es wird über einen Lärmaktionsplan für den Schienenlärm diskutiert. Allerdings hat die Stadt hier kaum etwas mitzureden.

Denn zuständig ist in diesem Fall das Eisenbahnbundesamt (EBA). Allerdings erst neuerdings: bislang war es Aufgabe der Kommunen, die Stellungnahmen der Bürger zum Thema Lärm einzusammeln und an die Bahn weiterzuleiten. Weil sich die bundesweite Erfassung und Visualisierung der Lärmpegel in den Kommunen durch das EBA aber stark verzögert hat – statt 2013 waren die Kartierungen erst im Sommer 2015 fertig – müssen die Kommunen nun übergangsweise noch einmal ran. Sie sollen sich um die Bürgerbeteiligungen zu den geplanten Lärmaktionsplänen zur Eindämmung des Schienenlärms kümmern.

Stadt hat keinerlei Einflussmöglichkeiten

In Ludwigsburg ist man nicht gerade glücklich über diese Lösung: „Wir haben den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen“, sagt Martin Kurt, der Leiter des Stadtplanungsamtes. Denn die Stadt müsse nun zwar die Beteiligung der Bürger organisieren, habe aber keine Einflussmöglichkeiten. „Wir haben weder umfassende Informationen darüber, was geplant ist oder sogar schon umgesetzt wurde, noch wissen wir, welche Vorschläge von uns überhaupt realisierbar wären“, sagt Kurt. Die Entscheidungshoheit liege bei der Bahn.

Denkbar sind offenbar verschiedene Möglichkeiten. So gibt es bereits ein sogenanntes lärmabhängiges Trassenpreissystem, was bedeutet, dass für lautere Güterzüge Aufschläge gezahlt werden müssen. Zudem gibt es einen Bonus, wenn von lauter auf leise Technik umgerüstet wird. Auch der Einbau sogenannter Flüsterbremsen an den Waggons sowie automatischer Schienenschmiereinrichtungen an den Gleisen ist möglich, zudem können elastische Unterschottermatten den Lärm reduzieren. Auch Eingriffe in den Bahnbetrieb wie Tempolimits, die Nutzung anderer Zugarten oder die Umleitung besonders lauter Bahnen sind denkbar.

Verwaltung schickt Fragenkatalog an die Bahn

Allerdings ist völlig offen, welche dieser Maßnahmen in Ludwigsburg eine Option wären. Angesichts dieser Unsicherheit hat der Bauausschuss am Donnerstag beschlossen, zunächst einen Fragenkatalog an das Eisenbahnbundesamt zu schicken. Damit will die Stadt etwa herausfinden, welche Möglichkeiten es für Ludwigsburg gibt, mit welchen Kosten und mit welchen Auswirkungen bei den unterschiedlichen Ansätzen zu rechnen und in welchem Zeitraum eine Realisierung möglich wäre. Parallel dazu werden die Unterlagen zur Lärmkartierung des EBA für interessierte Bürger öffentlich ausgelegt.

In Ludwigsburg wurden zwischen 2007 und 2012 im Rahmen eines freiwilligen Lärmsanierungsprogramms der Bahn bereits Lärmschutzwände gebaut und Wohnungen mit Schallschutzfensters versehen. Dadurch reduzierte sich die Zahl der von starkem nächtlichem Schienenlärm (mehr als 55 Dezibel) betroffenen Bürger von 3000 im Jahr 2007 auf 2000 im Jahr 2012.