Die Maschine mit der Bezeichnung RPM-RS 900, die das Bahngleis erneuert, ist 200 Meter lang und bringt 800 Tonnen auf die Waage. Foto: factum/Bach

200 Meter lang und 800 Tonnen schwer ist die Baumaschine, die im Gleisbereich zwischen Gärtringen und Herrenberg in den vergangenen Tagen Teile des Schotterbetts erneuert hat.

Herrenberg - Die Baumaschine ist 200 Meter lang, wiegt 800 Tonnen, fasst pro Tankfüllung 28 000 Liter Diesel und trägt die sperrige Bezeichnung RPM-RS 900: Es ist ein gelber Koloss, der sich in den vergangenen Tagen zwischen Gärtringen und Herrenberg Zentimeter für Zentimeter über die Gleise gewälzt hat.

Der Oberbauleiter Christian Haamann und seine Mitarbeiter haben mit ihrer Hilfe bis Mittwoch das Schotterbett im Bahngleis Richtung Herrenberg auf mehreren Abschnitten erneuert. Dazu hebt die Maschine zunächst die Schienen samt Schwellen an. Dann schaufelt eine Art riesiges Rad den Schotter auf ein Förderband, das ins Innere der Maschine führt. Von dort geht es zur Aufbereitungsanlage des Kolosses. „Dort wird der Schotter von Feinteilen, die mit Herbiziden oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet sind, gereinigt“, erklärt Haamann. Die PAK stammen noch von den früher verwendeten Holzschwellen, die zum Schutz vor Verrottung mit Teeröl behandelt worden waren, und werden vom Umweltbundesamt als krebserregend und das Erbgut schädigend eingestuft. „Manche Menschen verwenden alte Holzschwellen als Material für Holzmöbel oder im Garten. Davon würde ich aber abraten“, sagt Christian Haamann.

2800 Meter lange Strecke aufbereitet

Der aufbereitete Schotter wird über ein weiteres Förderband ans Ende der Baumaschine transportiert, wo er mit einer Art Trichter zurück ins Gleisbett gegeben wird. Damit keine Hohlräume unter den Schwellen zurückbleiben, wird er verdichtet. 200 Meter Gleise schaffe die RPM-RS 900 im Reinigungsmodus pro Stunde, sagt Haamann. Das Ziel des Einsatzes in den Osterferien sei eine gereinigte Strecke von 2800 Metern. Mit das Wichtigste dabei: im Zeitplan zu bleiben. „Am Samstag soll die Strecke für den Bahnverkehr wieder freigegeben werden“, schreit der Oberbauleiter beim Vor-Ort-Besuch, denn bei dem ohrenbetäubenden Lärm, den die Maschine erzeugt, ist kaum etwas zu verstehen.

Wo sich der Trupp in den vergangenen Tagen jeweils befand, war aber nicht nur wegen des Lärms leicht zu erkennen, sondern auch, weil dort stets eine nicht unerhebliche Staubwolke aufstieg. Dass die Arbeiten auf viele eine Faszination ausüben, bewiesen die Spaziergänger und Radfahrer, die der Arbeit der Riesenmaschine vom nahen Feldweg aus zuschauten, das Smartphone zum Fotografieren griffbereit. Und der Tross insgesamt war sogar noch länger als die Maschine: Vor und hinter der Baumaschine reihte sich Waggon an Waggon, 23 waren es insgesamt. Aus Richtung Gärtringen transportierten sie frischen Schotter heran, nach Herrenberg wurde ausgesiebter Schotter weggeschafft.

Die Schienen werden nicht angetastet

14 Mann überwachten die Arbeitsabläufe innerhalb der Maschine, weitere Mitarbeiter seien für je zwei Waggons zuständig, sagt Haamann. In zwei Teams hat er seine Mannschaft aufgeteilt, eines arbeitete tagsüber, eines in der Nacht. Ob der nächtliche Lärm die Anwohner nicht störe – immerhin verlaufen die Gleise zwischen Gärtringen und Herrenberg teils direkt neben Wohngebieten? „Beschwert hat sich bisher noch niemand“, versichert Haamann. Zudem habe man eine spezielle Genehmigung für die Nachtarbeit.

Obwohl die RPM-RS 900 ihre Arbeit am Mittwoch beendet hat, kann Haamann noch nicht zusammenpacken: So muss beispielsweise eine Stopfmaschine noch den Schotter verdichten, bevor hier wieder Bahnen fahren können. Die Schienen selbst wurden in dieser Bauphase nicht angetastet, dies soll erst in den Sommerferien passieren, wenn die Strecke von Böblingen nach Herrenberg für sechs Wochen gesperrt wird. Aber auch in den Pfingstferien rückt Haamanns Team an, dann ist es hauptsächlich zwischen Böblingen und Gärtringen beschäftigt. „Das hier ist für uns deshalb so etwas wie die Aufwärmphase gewesen“, erklärt Haamann.