Nils Schmid reist mit baden-württembergischen Firmenvertretern in den Iran Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid rechnet mit einer Verdopplung der Exporte in den Iran in den nächsten zwei Jahren. Man schätze dort deutsche Qualitätsprodukte.

Stuttgart – Wenige Tage vor seiner Reise in den Iran gibt sich der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) optimistisch, dass die baden-württembergische Wirtschaft im Iran bald zur alten Stärke zurückfinden wird: „Ich rechne mit einer Verdopplung der Exporte innerhalb von zwei Jahren“, sagte Schmid den „Stuttgarter Nachrichten“.

„Die iranische Volkswirtschaft hat einen enormen Erneuerungs- und Modernisierungsbedarf. Das betrifft vor allem den Bereich der Öl- und Gasförderung. Hier sind unsere Maschinen und Anlagen gefragt. Aber nicht nur. Im Vergleich mit anderen Ländern des Nahen Ostens hat der Iran eine breite Industriestruktur. Dazu zählt auch eine starke Automobilproduktion.“

Dass angesichts der Beilegung des Atomstreits und der Aufhebung der Sanktionen derzeit viele Akteure zurück auf den Markt drängen, schreckt ihn nicht: „Die iranischen Firmen warten geradezu darauf, wieder deutsche Qualitätsprodukte kaufen zu können. Sie haben nämlich während der Sanktionen Erfahrungen mit Produkten aus anderen Ländern gemacht. Aus China zum Beispiel. Die Iraner werden Qualität aus Baden-Württemberg jetzt wieder viel mehr haben wollen als vor dem Embargo“, sagte Schmid. „Wir überlassen das Feld nicht anderen, schließlich geht es hier um Arbeitsplätze in Baden-Württemberg.“

Iran fordert Investitionen

Zu der Forderung der iranischen Regierung, dass deutsche Firmen nicht nur in den Iran exportieren sollen, sondern dort auch investieren und eigene Standorte aufmachen sollen, erklärte Schmid: „Für die baden-württembergischen Unternehmen ist es wichtig, dass sie im Iran Gesellschaften gründen können, die mehrheitlich oder sogar ganz in deutscher Hand liegen. Das gilt vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen. Man will halt Herr im eigenen Haus sein – und den Zugriff auf die Vermögenswerte vor Ort behalten.“

Kritik habe er bisher nicht gehört, weil er so früh in das Land im Mittleren Osten reist: „Der Schwerpunkt liegt auf dem Wiederaufbau der wirtschaftlichen Kontakte. Ich bin aber überzeugt, dass gerade bei Ländern wie dem Iran der Grundsatz von Egon Bahr gilt: Wandel durch Annäherung. Beim Iran geht es darum, überhaupt erst mal wieder wirtschaftliche, politische und kulturelle Kontakte zu knüpfen. Deshalb hat auch die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan unter den neuen Bedingungen einen großen Wert. Gerade wenn es Differenzen gibt, ist es wichtig, dass man überhaupt erst mal wieder miteinander spricht.“

36 baden-württembergische Firmen reisen in den Iran

Schmid startet am Freitag seine siebentätigte Reise in den Iran. Auf dem Programm stehen Treffen mit Wirtschaftsvertretern und Politikern sowie Unternehmensbesuche in Teheran und Isfahan. Schmid: „Neben den wichtigen Wirtschaftsverbänden werden Vertreter von 36 Firmen mitfahren. Obwohl wir die Zahl der Plätze aufgestockt haben, können wir nicht alle mitnehmen, die Interesse an der Reise gehabt hätten.“ Baden-Württemberg ist das erste Bundeslang, das nach der Atom-Einigung mit einer Delegation in den Iran reist. „Und ich bin auch der erste baden-württembergische Wirtschaftsminister seit 25 Jahren, der dorthin fliegt“, so Schmid.

Baden-Württemberg exportierte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums im Jahr 2014 Waren im Wert von 222,7 Millionen Euro in den Iran. Die Ausfuhren vor der Verschärfung der Embargo-Regelungen betrugen 2006 413,6 Millionen Euro und im Jahr 2007 452,2 Millionen Euro.