Die Kriminalität sinkt, die Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen steigt. Foto: dpa

Hält die Entwicklung aus den ersten sechs Monaten in diesem Jahr an, wird es 2017 mehr schwere sexuelle Übergriffe in Baden-Württemberg geben. Dafür sinkt die Zahl der Straftaten insgesamt.

Stuttgart - Die Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen in Baden-Württemberg hat im ersten Halbjahr 2017 deutlich zugenommen. Nach Informationen unserer Zeitung registrierte die Polizei in einer internen Statistik von Anfang Januar bis Ende Juni dieses Jahres 430 Fälle.

Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 381 dieser schweren sexuellen Übergriffe gewesen. Das entspricht einem Plus von 13 Prozentpunkten. Auf Anfrage unserer Zeitung wollte sich ein Sprecher des Innenministeriums weder zu konkreten Zahlen noch zu möglichen Gründen äußern, weil Zwischenstände zur Mitte eines Jahres „nicht valide“ seien. Den Trend bestätigte er jedoch: Es zeichne sich ein Anstieg ab.

Das Sexualstrafrecht wurde verschärft

Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen sind eine Teilmenge aller Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Zuletzt kletterte auch die Zahl der Sexualdelikte insgesamt im Südwesten nach oben. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres stieg sie um knapp fünf Prozent auf knapp 2500 Fälle. Der Ministeriumssprecher erklärte dieses Plus vor allem damit, dass im November 2016 das Sexualstrafrecht verschärft worden sei. So sei zum Beispiel die sexuelle Belästigung mit körperlicher Berührung neu unter Strafe gestellt worden. Zuvor war eine solche Handlung kein eigener Straftatbestand gewesen. Auch andere Sexualstraftatbestände wurden erweitert und – etwa im Fall von Vergewaltigungen – konkretisiert.

Positiv ist unterdessen: Obwohl die Einwohnerzahl im Land gestiegen ist, nahm die Kriminalität insgesamt leicht ab. Die Polizei registrierte im ersten Halbjahr dieses Jahres 281 500 Straftaten. Im Vergleichszeitraum 2016 waren es noch 294 000 Delikte gewesen.