Salvatore „Totò“ Riina hat unzählige Menschenleben auf dem Gewissen, sein Spitzname war „die Bestie“. Nun könnte der Ex-Chef der Cosa Nostra freikommen. Auch wenn das noch gar nicht sicher ist: Der Aufschrei in Italien ist groß. Foto: dpa

Es ist still geworden um die Mafia. Genau das entspricht ihrer Strategie. Auch in Baden-Württemberg, das nicht mehr nur ein Ruheraum für Mafiosi ist. Die Bekämpfung fällt schwer.

Stuttgart/Palermo - Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) hat in den vergangenen zehn Jahren in 35 Verfahren mit Bezug zur italienischen Mafia ermittelt. „Seit 2010 ist der deutsche Südwesten nicht mehr nur ein Ruhe-, sondern eindeutig ein Aktionsraum der Mafia“, sagten Experten der Behörde unserer Zeitung.

Die Vergehen, um die es hierzulande geht, spiegeln einen Teil der auch aus Ermittlungen in Italien bekannten Bandbreite von Mafia-Kriminalität wider. Sie reichen von Geldwäsche über Drogenhandel bis zur Verbreitung von Falschgeld. „Wir stoßen bei unseren Ermittlungen auf wilde Geflechte von Geschäften und Unternehmen, teilweise unter Beteiligung von Offshore-Firmen“, sagen Fahnder des LKA.

Strategie des hinterlistigen Einsickerns

Anders als noch in den achtziger und frühen neunziger Jahren spielen Gewaltverbrechen so gut wie keine Rolle mehr. „Die Mafia entfernt sich vom Einsatz wahlloser Gewalt zugunsten eines hinterlistigen Einsickerns und der Korruption. Das folgt einer Strategie des Sich-unsichtbar-Machens und Eintauchens in die legale Wirtschaft“, sagte Antonio Amoroso, Chef der Anti-Mafia-Direktion (DIA), in Palermo unserer Zeitung. Diese Strategie gehe auf den Corleoneser Boss Bernardo Provenzano zurück, der 2006 nach 43 Jahren im Untergrund gefasst wurde und im vergangenen Jahr in Haft gestorben ist.

Dass die Mafia in Deutschland in großem Stil kriminelle Gewinne in die legale Wirtschaft einschleust, gilt Ermittlern als Tatsache. „Aber da ist der Nebel dicht“, heißt es beim LKA in Stuttgart, „da sehen wir immer nur kleine Ausschnitte.“ Vor allem die hier und in Italien sehr unterschiedlichen rechtlichen Möglichkeiten erschwerten eine wirksame Bekämpfung der global agierenden Clans über Landesgrenzen hinweg.