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Für Schuster wäre die Anbindung an das geplante Sience Center von Porsche eine optimale Lösung.

Stuttgart - Wer das Planetarium betritt, kann nach den Sternen greifen. Der Redensart entsprechend hat auch Wolfgang Schuster Großes mit dem Planetarium vor. Der OB wirbt für den Umzug des Sternentheaters in den Neckarpark und denkt an eine Kombilösung mit dem geplanten Science Center der Porsche AG.

Das Planetarium kann mit den klassischen Wahrzeichen der Stadt nicht konkurrieren. Im Vergleich zum Fernsehturm oder zum Neuen Schloss ist die Bedeutung des Planetariums eher nachgeordnet. Aber der Stuttgarter liebt und schätzt sein Wissens- und Schau-Zentrum für Astronomie. Das ungewöhnliche Gebäude, das 1975 bis 1977 nach den Plänen von Architekt Wilfried Beck-Erlang erbaut wurde, ist aus dem Mittleren Schlossgarten kaum noch wegzudenken. Doch genau dieses Gedankenspiel treibt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster jetzt voran. Er plant und favorisiert den Umzug nach Bad Cannstatt. Im Neckarpark soll das Carl-Zeiss-Planetarium in Anbindung an das geplante Sience Center der Porsche AG neu entstehen.

Ursprünglich wollte der OB das Sience Center mit Sponsorengeldern bauen und in städtischer Regie betreiben. Dann kam der Überraschungscoup mit Porsche. Und jetzt folgt der Mix: Planetarium und Sience Sience Center unter einem Dach - die Verknüpfung einer städtischen Einrichtung mit einer privatwirtschaftlichen Unternehmung. Für Schuster ist dies keineswegs bedenklich: "Wir können jetzt die Chance nutzen, ein Planetarium der Zukunft zu bauen. Gemeinsam mit einem Science Center für Mobilität wäre es ein Leuchtstern unserer Bildungslandschaft." Und so wie er es sagt, klingt es beinahe intergalaktisch. Fast so, als gäbe es nur Vorteile für diese Lösung. Tatsächlich spricht manches für einen Umzug. Und wie immer ist das liebe Geld ein gewichtiges Argument. Die Rechnung von Schuster in Anlehnung an die Kalkulation des Projektmanagement-Unternehmens Drees & Sommer geht so: Bislang erhält das Planetarium einen jährlichen Zuschuss von etwa einer Million Euro. Addiert man die voraussichtlichen Kosten für eine notwendige Sanierung (4,2 Millionen Euro) und eine Modernisierung (fünf Millionen Euro) dazu, kommt man auf eine Zwischensumme von 10,2 Millionen Euro. Doch auf die kommenden zehn Jahre hochgerechnet, steht unterm Strich eine 20. Dieser zweistellige Millionenbetrag würde den städtischen Haushalt belasten. Noch höher seien die Kosten für einen eigenständigen Neubau. Die Rede ist von 20 bis 23 Millionen Euro.

Dagegen soll die Kombilösung deutlich günstiger sein. Bei dieser Synergielösung, bei der das Planetarium Flächen des Science Centers nutzen würde, käme der Aufwand im Lauf von zehn Jahren auf etwa 13 bis 15 Millionen Euro. "Unsere fundierten Kalkulationen zu den Baukosten, aber auch unsere vorsichtigen Schätzungen zur Einnahmeentwicklung der drei Varianten lassen keine andere Feststellung zu. Eine Verlagerung vom Schlossgarten weg ist notwendig, sinnvoll und wirtschaftlich", sagt Schuster. Damit nicht genug: "Eine Synergie mit dem Science Center der Porsche AG würde weitere Pluspunkte und finanzielle Erleichterungen für die Landeshauptstadt bringen." Hier hofft Schuster verschiedene Einspareffekte: "Der neue Standort im Neckarpark rechnet sich in mehrfacher Hinsicht."

Marketing: Man könnte in Zukunft durch die Werbung und Marketingaktivitäten der künftigen Nachbarn profitieren. Also von der Kooperation mit dem Science Center und dem Straßenbahnmuseum, das ebenfalls im Neckarpark Heimat finden soll.

Kartenverkauf: Auch hier geht es ums Sparen. Und zwar auch für die Besucher, die von einem Kombi-Ticket profitieren sollen.

Raumnutzung/Personal: Diese Rechnung ist auch einleuchtend. Für ein gemeinsam genutztes Haus braucht man nur eine Garderobe, eine Kasse oder einen Hausmeister.

Ein weiteres Argument ist ebenso wenig von der Hand zu weisen. Schuster: "Eine Verlagerung ist notwendig, weil sich die Bauarbeiten für Stuttgart 21 auf den Betrieb und die Zuschauerzahlen auswirken würden." Für OB Schuster geht es nun darum, eine Mehrheit für den Umzug zu finden. Schon am kommenden Dienstag berät der Umwelt- und Technikausschuss darüber. Es wäre die erste Weichenstellung. Anschließend soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. "Im Frühjahr wird dieser Wettbewerb entschieden, danach trifft das Haus Porsche seine Entscheidung, ebenso der Gemeinderat."

Sollte alles nach Schusters Plänen verlaufen, könnten die Bauarbeiten 2012 oder 2013 in der Mercedesstraße beginnen. 2015 will Wolfgang Schuster dann das neue Planetarium festlich einweihen.