In der Wache am heißen Draht: Polizeiobermeisterin Charlotte Weller Foto: Jan Reich

Wer künftig von der Polizei festgenommen wird und sich in einer Zelle mit neongrünen Wänden wiederfindet, der weiß: Hier ist das neue Polizeirevier von Bad Cannstatt. Seit Mittwoch ist das Revier an der Martin-Luther-Straße in Betrieb.

Stuttgart - Wir wissen nicht, welche psychologische Wirkung ein schrilles Hellgrün auf Bösewichte hat. Wer künftig von der Polizei festgenommen wird und sich in einer Zelle mit neongrünen Wänden wiederfindet, der weiß aber: Hier ist das neue Polizeirevier von Bad Cannstatt. Seit Mittwoch ist das Revier an der Martin-Luther-Straße in Betrieb, ein für 5,5 Millionen Euro modernisierter fünfgeschossiger Bau mit hellen weißen Räumen – und viel leuchtendem Hellgrün, das auch den Haupteingang ziert.

Damit ist das alte Revier Wiesbadener Straße Geschichte. Polizeipräsident Franz Lutz übergab Revierführer Thomas Engelhardt den symbolischen Schlüssel. „Der alte Standort hatte seine beste Zeit schon länger hinter sich“, so Lutz, „jetzt, mit diesem Schmuckstück in der Martin-Luther-Straße, spielt die Polizei in Cannstatt wieder näher am Stadtkern ganz vorne mit.“

Lange hatte es gedauert – denn das neue Domizil musste gegen Widerstände des Bezirksbeirats und des Gemeinderats durchgesetzt werden. Anwohner fürchteten nächtlichen Lärm und die benachbarte Schillerschule Verkehrsgefahren bei brandheißen Einsatzfahrten durchs Wohngebiet.

Ein Münchner Immobilienunternehmer hatte Mitte 2009 Kontakt mit dem Land Baden-Württemberg geknüpft, das großes Interesse daran zeigte, das aufwendig renovierte Verwaltungs- und Lagergebäude für die Polizei zu mieten. „Es wurden 5,5 Millionen Euro in die Modernisierung investiert“, sagt Architektin Tatjana Vautz, „und uns war das Ziel, dass sich Mitarbeiter und Bürger wohl fühlen und das Haus schätzen, sehr wichtig.“ Um Lärmschutzauflagen zu erfüllen, wurde der Innenhof mit einer Einhausung nachgerüstet, um nachts geräuscharm Festgenommene aus dem Polizeiauto auszuladen und in Raum 0.39 bringen zu können – zu den Zellen mit neongrünen Wänden.

Obwohl der Haupteingang von der Waiblinger Straße, der alten B 14 nach Fellbach, gut zu sehen ist, kann das Revier mit dem Auto nur schwer erreicht werden. Für Autofahrer wie für Polizei gilt: Man kann sich nur vom Kurpark her im Einbahnstraßenabschnitt der Martin-Luther-Straße dem Haus nähern. Und raus geht es auch nur nach rechts in die Waiblinger Straße. Nach Fellbach oder Richtung Kurpark muss eine Streifenwagenbesatzung Umwege in Kauf nehmen – Vorgaben der Stadt zur Verkehrsberuhigung. „Das lässt sich aber alles handhaben“, sagt Revierleiter Engelhardt.

Noch stehen nicht alle Tische und Regale für die 157 Beamten und acht Angestellten bereit, und auch so manche Durchwahl funktioniert noch nicht. Das schwarze Loch des Umschaltens am Dienstag zwischen 10 und 11 Uhr aber überstanden. Nur der Briefträger wird sich daran gewöhnen müssen: Post für das Revier Martin-Luther-Straße 42 muss am Gebäudeeingang Waiblinger Straße 93 abgegeben werden.