Einige Gebäude auf dem Kaelble-Areal in Backnang haben bessere Tage gesehen. Foto: Eppler/Archiv

Die Backnanger Firma Riva hat vor knapp einem Jahr das Kaelble-Areal übernommen. Die ehrgeizigen Bau- und Sanierungspläne für das Gelände an der Murr kommen nicht in Gang. Die Stadt will kein Parkhochaus.

Backnang - Verwitterte Fassaden und finstere Fenster – der Charme vieler Gebäude auf dem Kaelble-Areal in Backnang lässt sich mit einem Wort ganz gut beschreiben: morbid. Viel Eigentümer haben in der vergangenen Jahren und Jahrzehnten kaum mehr etwas investiert in diese Gebäude. Die Mietpreise der meisten Wohnungen und Gewerbeimmobilien im Bereich der Wilhelmstraße sind allerdings vergleichsweise preiswert.

Vor knapp einem Jahr hat die Backnanger Firma Riva das insgesamt rund sechs Hektar große Gelände an der Murr übernommen. Direkt am Ufer sollen neue Wohnungen entstehen. Die Gewerbeimmobilien sollen nach und nach saniert und modernisiert werden. Das hatte Hermann Püttmer, der Chef der Riva-Firmengruppe, damals angekündigt.

Neun Etagen mit Stellplätzen geplant

Getan hat sich seither nichts. Jedenfalls nichts, was Passanten auf dem Kaelble-Areal auffallen könnte. Der Baubeginn des Projekts, dessen Verwirklichung sicherlich einen zweistelligen Millionenbetrag kosten dürfte, hänge davon ab, ob sich das Unternehmen mit der Stadtverwaltung auf ein neues Parkhaus einigen könne, erklärt der Riva-Pressesprecher Witold Buenger. Geplant sein ein Parkhochhaus. Die Kommune wolle allerdings ein niedrigeres Gebäude als Alternative für die rund 1000 ebenerdigen Stellplätze, die im Zuge der Umbauarbeiten zu einem großen Teil wegfallen sollen.

„Unser Plan sieht ein Parkhaus mit acht bis neun Etagen vor“, sagt Buenger. In dem Gebäude sollten mindestens 500 Stellplätze geschaffen werden. Die Stadt, sagt der Riva-Pressesprecher, wolle maximal zwei Etagen. Nach den Vorstellungen des Bauherren könnte das Parkhaus östlich vom Kaelble-Areal errichtet werden, zwischen der Karl- und der Gerberstraße. Der Standort sei aber noch verhandelbar.

Stefan Setzer, der Leiter des Stadtplanungsamts, sagt: „Die Firma Riva zäumt das Pferd von hinten auf.“ Aus Sicht der Stadt sollte zunächst geklärt werden, wie genau das Gelände bebaut werden soll. Erst danach solle entscheiden werden, wo genau neue Parkplätze entstehen könnten. Riva indes wolle genau umgekehrt vorgehen. Einig sei man sich aber, dass das Gelände entwickelt werden solle. Püttmer bleibt gelassen und sagt: „Wir brauchen noch Zeit, diese sollten wir uns nehmen.“

Gemischt genutztes Quartier

Die Ankermieter auf dem Gelände, zu denen die Firmen Tesat und Telent sowie das Transportunternehmen Rinker gehören, sollen in jedem Fall gehalten werden. Geplant seien unter anderem neue Büros, mit denen Riva „Hightech-Start-Ups“ anlocken will. Die Wohnbebauung werde „hochwertig, aber bezahlbar gestaltet“. Konkrete Quadratmeterpreise könne er aber noch nicht nennen, sagt der Pressesprecher Buenger. Gemeinsam mit Architekten und anderen Experten habe Riva erörtert, wie Stadtquartiere beschaffen sein müssten, damit diese auch künftig gefragt seien. Viele Menschen wollten Wohnen, Arbeiten und Freizeit unter einen Hut bekommen, ohne ständig lange Wege zurücklegen zu müssen.

Speziell jüngre Leute wollten „gemischt genutzte Quartiere“, davon ist Püttmer überzeugt. „Für diese Zielgruppe müssen wir attraktiv bleiben, um Backnangs Zukunft zu fördern.“ Sein Ziel sei es auch, die Stadt Backnang zu fördern und ihre Konkurrenzfähigkeit in der Region zu stärken.

Riva – Stadt: ein angespanntes Verhältnis

Riva
Das Hauptgeschäft der Backnanger Riva-Holding ist der Bau von Fassaden aus Aluminium, Stahl und Glas in Modulbauweise .

Projekte
Produkte des Backnanger Unternehmens stecken unter anderem im Berliner Reichstagsgebäude. Dort sind Glasgeländer der Firma Riva verbaut. Zurzeit baut Riva in Frankfurt ein Hochaus. Auch international ist Riva im Geschäft – unter anderem mit der Mitarbeit an der Al-Haram-Moschee in Mekka, dem weltweit größten islamischen Gotteshaus.

Firmenchef
Der Inhaber der Firma Riva ist Hermann Püttmer. Sein Verhältnis zur Stadtverwaltung gilt als angespannt. Eine nicht genehmigte Erdauffüllung im Garten seiner Villa hat für ordentlich Ärger gesorgt. Noch immer wird darüber gestritten, wie viel Erde wieder abtransportiert werden muss. Ferner hat die Stadt eine 10 000-Euro-Spende des Unternehmers abgelehnt. Auch Püttmers Idee, in Backnang ein Hochhaus zu bauen, fand keine Gegenliebe.

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