Lücke überzeugend geschlossen: Dirigent Hans-Christoph Rademann Foto: Holger Schneider

Johannes Brahms Requiem ist mit seiner gut ein­stündigen Aufführungsdauer kein abendfüllendes Werk. Hans-Christoph Rademann ist es beim jüngsten Akademiekonzert der Bachakademie in der Liederhalle Stuttgart gelungen, die Lücke zu schließen.

Johannes Brahms Requiem ist mit seiner gut einstündigen Aufführungsdauer kein abendfüllendes Werk für den Konzertsaal. Selten aber ist der ergänzende Lückenschluss überzeugender und schlüssiger gelungen als mit Hans-Christoph Rademanns Entscheidung, dem Requiem im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle anlässlich des jüngsten Akademiekonzerts der Bachakademie die Motette „Warum ist gegeben das Licht dem Mühseligen“ aus der Feder desselben Komponisten voranzustellen.

Zeigt sich die Motette auf Worte Hiobs und aus den Klageliedern Jeremias von unermesslicher Verzweiflung gezeichnet, der Sehnsucht, im Tod endlich Erlösung zu finden, so setzt das Requiem mit seiner stark gewichteten Intention des Trostes über den Tod hinaus den Gedanken fort.

Feinfühlige Abstufung der musikalischen Ebenen

Rademann setzte in der A-cappella-Motette mit der Gächinger Kantorei auf eine feinfühlige Abstufung der vom Text her intendierten unterschiedlichen musikalischen Ebenen. Das war getragen vom Atem einer berührenden Intensität und in weichen Klangbögen modelliert. Was die Homogenität angeht, blieb die Gächinger Kantorei hier allerdings hinter den hohen Erwartungen an diesen seit Rademanns Antritt runderneuerten Klangkörper zurück. Im Requiem stand Hans-Christoph Rademann und den Gächingern die Staatskapelle Halle zur Seite.

Mit dieser hatte Rademann deutlich hörbar an der Ausfeilung einer plastischen Zeichnung und Farbgebung der Stimmführung gearbeitet. Mancher Requiem-Satz, so etwa „Ihr habt nun Traurigkeit“ und der finale Satz „Selig sind die Toten“, bewies da im Zusammenwirken mit der klar linierenden Sopranistin Letizia Scherrer und dem biegsamen Chor schon geradewegs kammermusikalisches Feingefühl.

Auch „Herr, lehre doch mich“ und „Denn wir haben hie keine bleibende Statt“ mit dem überzeugungskräftig formulierenden Bariton Andreas Scheibner zeigten ein feines Gespür für die sensible Behandlung von Sprache und ihrer Deutung.

Das nächste Konzert in Stuttgart: „Musikalischer Salon III“ mit Werken von Johann Sebastian Bach am 17. Dezember, 19 Uhr, im Konzertsaal der Bachakademie. Mehr unter: www.bachakademie.de