Jeffrey Tate Foto: dpa

Erstmals dirigierte der Brite Jeffrey Tate die Ensembles der Bachakademie, die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium im Beethovensaal der Liederhalle.

Stuttgart - Wer meint, allein Mozarts Requiem hätte düstere Moll-Klänge in die scheinbar so heile Welt der Wiener Klassik gebracht, der kennt nicht Joseph Haydns „Nelson-Messe“ (1798). Jeffrey Tate (70) leitete im Beethovensaal die überaus geschmeidig musizierenden Ensembles der Bachakademie. Wie inbrünstig Haydn seinen Gott um Beistand anruft, er den Pianissimo-Beginn des Sanctus steigert oder im Benedictus die düster-drohende Kriegsatmosphäre in einen jubilierenden Kehraus treibt – das vermittelte Tate aufs Eindringlichste.

Die Gächinger Kantorei und das drahtig aufspielende Bach-Collegium zeigten sich von einer dynamisch genau ausbalancierten Seite. Wobei sich die überzeugenden Vokalsolisten Johanna Winkel (Sopran), Roxana Constantinescu (Alt), Thomas Walker (Tenor) und Markus Butter (Bass) auf ganz individuelle Weise einfügten.

In Benjamin Brittens Kantate „Saint Nicolas“, 1948 dem heiligen Nikolaus gewidmet, waren dann noch der vorzüglich (Mädchen-)Frauenchor Ex-semble sowie drei hinreißend souverän agierende Knabensolisten (Jakob Zimmermann, Arthur Aretz und Elia Grathwohl-Karl) aus den Reihen des Collegium iuvenum Stuttgart zu hören. Bildkräftig umgesetzt wurde die stürmische Schiffsreise ins Heilige Land, ehe gegen Schluss dieser glänzend instrumentierten Kantate die im Beethovensaal versammelte Zuhörer-„Gemeinde“ erstmals im Psalm „Lobt Gott, den Herrn“ Choralgesang erlebte. Eine wahre Trouvaille, diese Britten-Kantate, deren Aufführung entscheidend von Jeffrey Tates Sänger-Erfahrung aus frühen Jugendtagen profitierte und in der Handlung von Thomas Walker mit expressiver Gestaltungsmacht vorangetrieben wurde. Dazu gab es großen Applaus.