Wenn die Bürgerinitiative ruft, sind sofort genügend Demonstranten auf der Straße, wie unser Bild von vor einigen Jahren zeigt: Zurzeit wollen sich die Aktivisten allerdings zurückhalten, denn der Weiterbau der B 10 scheint langsam voranzukommen. Foto: Horst Rudel

Die CDU-Regionalfraktion will sich dafür einsetzen, dass der Weiterbau der B 10 schneller erfolgt als bisher geplant – und gegebenenfalls auch Druck auf das Land ausüben.

Geislingen - So vergleichsweise friedliche Töne hat man beim Thema B-10-Weiterbau im Kreis Göppingen selten gehört. Kein Wunder, schließlich wartet der Kreis seit Jahrzehnten darauf, dass die Umgehungsstraße bis Geislingen und von dort hinauf auf die Alb in Richtung Amstetten neu gebaut wird. Doch „zurzeit läuft’s, deshalb planen wir jetzt auch erst mal keine Demonstrationen“, sagte der Vorsitzende der Bürgeraktion B 10 neu, Hans-Peter Maichle, jetzt in Geislingen bei einer Informationsrunde der CDU-Fraktion in der Regionalversammlung. Gerate der Weiterbau aber ins Stocken, „stehen wir Gewehr bei Fuß“, fügte Maichle hinzu, um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen.

Tunnel wird rund 150 Millionen Euro kosten

Die Regionalräte arbeiten zurzeit am Regionalverkehrsplan, der bis Ende des Jahres fertig sein soll. Die Region selbst könne zwar keine Straßen bauen, sagte Rainer Ganske, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Doch der Verkehrsplan sei ein wesentliches Planungswerk, das die künftigen Anforderungen an die Infrastruktur im Raum Stuttgart zeige und auf das auch das Land zurückgreife. Die Christdemokraten gehen offenbar davon aus, dass die Mehrheit im Regionalparlament für den Weiterbau der Bundesstraße über Geislingen hinaus bis Amstetten stimmen wird und sich damit der Druck auf das Land erhöht. Ziel dabei: Die Strecke nicht nur wie bisher beabsichtigt bis Geislingen-Mitte zu planen, sondern bis Geislingen-Ost, also einschließlich des wohl rund 150 Millionen Euro teuren sogenannten Schildwachttunnels, der die Straße am östlichen Markungsrand unterirdisch an der Stadt vorbeiführen soll – und von dort hinauf zum Aufstieg der alten Bundesstraße in Richtung Amstetten.

Der Bund, der die Straße bauen muss, hat den zweiten Bauabschnitt bei Geislingen zwar bekanntlich nicht in den vordringlichen Bedarf der Bauprojekte bis 2030 eingeplant, weshalb bis dahin eigentlich kein Geld dafür zur Verfügung stehen wird. Doch die CDU-Räte hoffen, dass das Land die Planung der beiden Geislinger Abschnitte dennoch in einem Rutsch durchzieht. Falls in den kommenden Jahren doch noch Geld frei würde, weil sich andere Projekte verzögern, könnte das Land die Pläne dann aus der Schublade ziehen, und der Bau könnte dann früher starten. In der Vergangenheit, betonte Regionalrat Jan Tielesch, habe es zudem Fälle gegeben, in denen der Bund überraschend Mittel bereitgestellt hätte. Doch weil die Projekte noch nicht planfestgestellt gewesen seien, habe das Land das Geld nicht nutzen können. Das, da sind sich die CDU-Räte mit der Bürgeraktion und dem Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer einig, dürfe in Geislingen auf keinen Fall passieren.

Zurzeit wird mit Erdbohrungen der Untergrund sondiert

Dehmer appellierte an die Regionalräte, den Regionalverkehrsplan nicht an den Bundesverkehrswegeplan anzupassen. „Die komplette Ortsumfahrung Geislingen muss mit höchster Priorität im Plan sein, nicht nur der erste Abschnitt“, forderte er und rannte bei den Regionalräten offene Türen ein. Einig waren sich der Oberbürgermeister und die Regionalpolitiker auch, dass man gegebenenfalls dem Verkehrsministerium Druck machen müsse.

Vonseiten des Ministeriums hieß es bisher, dass man nicht genügend Mitarbeiter habe, um schon jetzt Straßen zu planen, für die voraussichtlich bis 2030 kein Geld da sei. Geislingen will die Hoffnung aber nicht aufgeben: Zumindest die Erdbohrungen, mit denen der Untergrund für den Weiterbau erkundet wird, werden zurzeit auf beiden Streckenabschnitten vorgenommen.