Die Azubis der Unikliniken zeigen Flagge – wie hier bei den vorjährigen Protestaktionen des öffentlichen Dienstes (in Düsseldorf). Foto: dpa

An diesem Montag nimmt die Tarifrunde für die vier Universitätskliniken in Baden-Württemberg Fahrt auf. Beim Gehalt sieht Verdi Einigungschancen – auch mit Blick auf das ohnehin schon relativ hohe Einkommensniveau. Dies ist freilich kein Nachteil mehr, wie selbst die Arbeitgeber meinen.

Stuttgart - Die Gewerkschaft gibt sich moderat: Als „verhandlungsfähig“ hat Verdi das Angebot der Arbeitgeber vom 12. Mai bewertet. Mit anderen Worten: Wenn sie noch etwas drauf legen, ist ein Tarifabschluss für die vier Universitätskliniken im Lande nahe. An diesem Montag steht in einem Stuttgarter Hotel die zweite Verhandlungsrunde für mehr als 26 000 nicht-wissenschaftliche Beschäftigte an.

In der ersten Runde am 12. Mai hatten die Arbeitgeber eine Entgelterhöhung von 2,2 Prozent für 15 Monate geboten. Verdi errechnet daraus einen Zuwachs von 1,76 Prozent. Gefordert hatte die Gewerkschaft 200 Euro mehr Lohn für alle. Zudem verlangt ihre Verhandlungsführerin Irene Gölz ein „verbessertes Angebot für die Ausbildungsentgelte“. Bisher wollen die Arbeitgeber 40 Euro mehr zahlen, Verdi peilt 120 Euro an. Zudem sollen die Zahl der Urlaubstage auf 30 angehoben werden. Ohnehin sind Gölz die „Azubis total wichtig“. Künftig müsse die Ausbildungsqualität verbindlich im Tarifvertrag beschrieben werden. Zur Bekräftigung dieses Ziels ruft Verdi für diesen Montag zu einem Azubistreiktag auf. In der Mittagszeit sollen mindestens 300 Auszubildende der Krankenpflegeschulen in Tübingen, Heidelberg, Freiburg und Ulm an einer Kundgebung nahe dem Verhandlungsort teilnehmen.

Deutlich höhere Gehälter als an kommunalen Krankenhäusern

Dass Gölz einen Abschluss eher für das übernächste Treffen am 7. Juni erwartet, liegt an der beiderseits geplanten neuen Entgeltordnung – auch hier mahnt Verdi eine verbindliche Wegbeschreibung an. 2014 hatte Verdi schon eine Urabstimmung gestartet, doch der Tarifabschluss machte den Arbeitskampf unnötig. Diesmal ist von Streik keine Rede. Ein beinharter Konflikt würde der Situation auch nicht gerecht. Die Unikliniken im Südwesten zahlen jährlich rund 50 Millionen Euro mehr an Gehältern als vergleichbare Häuser. So erhält dort eine Fachkrankenpflegerin eine Monatsvergütung von 3085 Euro ohne Zuschläge. Damit liegt sie etwa 150 Euro oder fünf Prozent über der vergleichbaren Fachkraft anderer deutscher Unikliniken, die nach dem Tarifvertrag der Länder vergüten. Ähnlich sieht der Unterschied zu kommunalen Krankenhäusern aus, die nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes zahlen.