So soll es an der Wiederhold-/Seestraße einmal aussehen. Foto: Achim Zweygarth

Der Bezirksbeirat Nord hat den Bauplänen am sogenannten Azenberg-Areal zugestimmt: 140 Wohnungen sollen entstehen. Anwohner kritisieren die Höhe der geplanten Gebäude.

S-Nord - Überdimensioniertes Bauen sei das, so formulierte es ein Anwohner in der Bezirksbeiratssitzung: „Das hier ist nicht die Heilbronner Straße, sondern die kleine Seestraße.“

Der Auslöser für diesen Vorwurf war die Neubebauung an der Relenberg-/Azenberg- und Seestraße: Am sogenannten Azenberg-Areal, dem ehemaligen Gelände des Max-Planck-Instituts, sollen rund 140 Wohnungen entstehen, davon 18 Wohneinheiten als Sozialwohnungen und zehn Einheiten als preiswertes Wohneigentum. Nach dem Aufstellungsbeschluss im vergangenen Jahr sind umfangreiche Gutachten zu Lärm und Verkehr, Besonnung und Geotechnik erstellt worden. „Auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung mit Erörterungstermin haben wir im Mai 2013 durchgeführt“, sagte Uwe Braunschweiger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. In der Gemeinderatsvorlage sind die Beanstandungen der Nachbarn säuberlich aufgelistet und kommentiert. Den Bewohnern der direkt gegenüberliegenden Seite der Seestraße ist das nicht genug: „Bei uns geht das Licht aus“, sagte ein zweiter Anwohner in Bezug auf die Höhe der geplanten Stadtvillen.

21 Bäume müssen weichen

Stadtplaner Braunschweiger und Hermann Stegschuster, Geschäftsführer beim Investor Epple Projekt GmbH, stellten dar, dass die ursprüngliche Planung, also der Entwurf, mit dem das Büro Kuehn Malvezzi den Wettbewerb gewonnen hatte, durchaus schon verändert worden sei: „Es gibt eine Reduzierung der Baumassen und Gebäudehöhen, um mehr Licht und mehr Belüftung zwischen den Häusern zu haben“, sagte Braunschweiger. Der Abstand von Haus zu Haus betrage nun rund elf Meter. „Das Besonnungsgutachten hat ergeben, dass die Nachbarn so noch genug Sonne bekommen.“ Stegschuster wies darauf hin, dass die Anwohner, die die geplanten sechs Geschosse kritisierten, selbst in einem Gebäude mit sechs Stockwerken lebten. Laut Braunschweiger habe das Verkehrsgutachten außerdem ergeben, dass mit einem Tiefgaragenstellplatz pro neuer Wohnung kein weiterer Parkbedarf bestünde.

21 Bäume müssen gefällt werden. „Erhalten werden kann nur ein großer alter Baum an der Ecke See-/Wiederholdstraße“, sagte Braunschweiger. Gemäß der Baumschutzsatzung fielen so 42 Ersatzpflanzungen an, die allerdings zum großen Teil nicht auf dem Gelände untergebracht werden können. Die Tiefgarage, die unter dem Innenhof liegen wird, mache dies unmöglich: das Erdreich darüber werde für die Wurzeln nicht tief genug sein. Bezirksbeirat Sebastian Sage (SPD) gefiel dies ganz und gar nicht. „Der Wettbewerb ging darum, die Bäume zu erhalten, und jetzt sehe ich: alle Bäume kommen weg. Das war nicht die Planungsintention.“ Aus den Reihen des Gremiums kamen die Vorschläge, einen Grünstreifen entlang der Seestraße anzulegen, und Bäume vor dem denkmalgeschützten Gebäude an der Wiederholdstraße 15 zu pflanzen.

Eine Kita mit vier Gruppen soll entstehen

Dort soll im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen einziehen. Die oberen Geschosse werden zu Mietwohnungen umgebaut, die von Epple Projekt selbst vermietet werden. Der Umbau sei nicht einfach, sagte Stegschuster, aber man arbeite mit dem Denkmalamt zusammen. Aufgrund des Denkmalschutzes sei keine Außen- oder Innendämmung möglich, daher würden neue Fenster eingebaut.

Der Bezirksbeirat Nord befürwortete die Pläne einstimmig. Unabhängig vom Auslegungsbeschluss forderte das Gremium die Stadt allerdings dazu auf, vor der Wiederholdstraße 15 Bäume zu pflanzen, Kurzzeitparkplätze vor der Kindertagesstätte für die Eltern zu ermöglichen und nach Abschluss der Bauarbeiten die Wiederhold-/Seestraße zu sanieren.