Der Autozulieferer Bosch plant wohl ein neues Chip-Werk in Dresden. Foto: dpa

Der Autozulieferer Bosch plant ein neues Halbleiterwerk in Dresden. Die Investition ist mit einer Milliarde Euro die größte in der Firmengeschichte – 700 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Von Seiten des Unternehmens kam am Donnerstag noch keine Stellungnahme.

Dresden - Der Automobilzulieferer Bosch verstärkt die Produktion von Mikrochips und will nach Informationen unserer Zeitung eine Milliarde Euro in ein neues Werk in Dresden investieren. Mit der größten Investition der Bosch-Firmengeschichte sollen etwa 700 Arbeitsplätze in dem Halbleiterwerk entstehen. Der Produktionsstart ist für 2021 vorgesehen. Bosch äußerte sich nicht dazu. Einzelheiten zu dem Projekt wollen das Bundeswirtschaftsministerium und der Konzern am Montag bekannt geben.

Nach Informationen unserer Zeitung soll in dem Bosch-Werk Elektronik für Sensoren produziert werden. Die Produktion ziele auf den Einsatz bei autonomen Automobilen sowie im sogenannten Internet der Dinge, bei dem Maschinen und alle mögliche Technik vernetzt werden. Die Investition soll mit viel Fördergeld unterstützt werden. Die Beihilfe soll zu einem großen Teil aus jenem Topf kommen, den der Bund im vergangenen Jahr mit 1,7 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 gefüllt hatte, um die deutsche Halbleiterindustrie gegen die in Asien und den USA massiv subventionierte Billigkonkurrenz zu stärken. Dresden soll sich als Standort gegen harte internationale Konkurrenz durchgesetzt haben – unter anderem gegen New York und Singapur.

Bosch plant gemeinsam mit Daimler selbstfahrende Autos

Bosch arbeitet derzeit mit Hochdruck an Systemen für das autonome Fahren. Gemeinsam mit dem Automobilhersteller Daimler will der Konzern schon bis zum Jahr 2020 selbstfahrende Autos für den Stadtverkehr auf den Markt bringen. Diese Autos brauchen unterschiedliche Sensorsysteme für Kameras, Radar und Laserscanner. Für diese Systeme werden sogenannte mikroelektromechanische Sensoren gebraucht, kurz MEMS. Bosch ist Weltmarktführer. Die Sensoren werden schon heute zu Dutzenden in jedem modernen Fahrzeug eingebaut, um die vielen Fahrerassistenzsysteme zu steuern. Seit dem Jahr 2013 entwickelt Bosch in Dresden auch spezielle integrierte Schaltkreise für die Signalauswertung der MEMS-Sensoren. Diese sollen offenbar nun in die Massenfertigung gehen.

Mit der Chipfabrik des Automobilzulieferers wächst der Halbleiterstandort Dresden. In den vergangenen Monaten hatten bereits Globalfoundries und Infineon, die in Dresden ebenfalls Mikrochips produzieren, Investitionen – teilweise ebenfalls im Milliardenbereich – angekündigt. Die Nachricht, dass Bosch in Dresden kräftig investieren wolle, passe ins „aktuelle Gesamtbild einer neu am Standort entstehenden Dynamik“, sagte der Präsident des Branchenverbandes Silicon Saxony, Heinz Martin Esser, am Donnerstag.

Esser führte dies auch auf das neue IPCEI-Förderprogramm (Important Projects of Common European Interest) zurück, das ein klares Signal der Bundesregierung und der Europäischen Union sei, „die Mikroelektronik im globalen Wettbewerb als Schlüsselindustrie für nahezu alle europäischen Industrieproduktionen nachhaltig zu stärken und auszubauen“. Silicon Saxony bleibe damit der wichtigste europäische Standort für die Produktion modernster Mikroelektronik und Halbleitertechnologie, so Verbandschef Esser.