Orthopäde Marc Schlecht hat bereits drei Stuttgart-Thriller veröffentlicht Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Als Arzt kümmert sich Marc Schlecht um die Leiden seiner Patienten. Doch als Autor lässt er unter seinem Pseudonym Jeremias Trumpf Psychopathen ihr Unwesen in Stuttgart treiben.

Stuttgart - Herr Dr. Schlecht, Sie sind ehemaliger Fußball-Profi, Arzt, Autor und Verleger. Ihr Leben würde vermutlich auch als Romanstoff taugen?
Vielleicht würde da tatsächlich ein bisschen was zusammen kommen. Aber es reicht mir, mich in meine Bücher selbst mit einzubringen. Da übernehme ich eine kleine Gastrolle.
Was ist das für eine Rolle?
Ich nenne mich nicht Marc Schlecht, sondern Mark Scheck, aber es handelt sich um meinen Charakter. Ich bin in der Handlung mit einem der Ermittler befreundet. In die Fälle bin ich immer irgendwie verwickelt, ob ich will oder nicht.
Da verwischen ja fast die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Welche Beziehung haben Sie denn zu Ihren Krimifiguren?
Für mich ist es so, als würde ich sie tatsächlich kennen. Fast als wären es real existierende Personen.
Lehnen Sie Ihre Buch-Charaktere auch an Menschen an, die Sie in Wirklichkeit kennen?
Nein, außer meiner eigenen Rolle sind das reine Erfindungen. Obwohl sich der ein oder andere aus meinem Bekanntenkreis schon wiedererkannt haben will. Seit ich schreibe, gehe ich aber viel aufmerksamer durchs Leben. Ich beobachte alltägliche Begebenheiten und lasse sie in die Bücher einfließen.
In Ihrer Buchrolle als Mark Scheck haben Sie schon als Assistenzarzt der Rechtsmedizin gearbeitet. Verwirklichen Sie damit indirekt einen früheren Berufswunsch?
Möglicherweise. Als früherer Leistungssportler war der Weg zur Orthopädie naheliegend. Die Rechtsmedizin hat mich aber immer fasziniert. Es gab aber ein Schlüsselerlebnis während meines Studiums, als ich an der Sektion einer Wasserleiche teilgenommen habe. Als die Leiche geöffnet wurde, war der Gestank zu viel für mich. Es war pure Glückssache, dass ich mich nicht übergeben musste. Da wusste ich, dass das nicht der richtige Beruf ist. Die Faszination ist trotzdem geblieben.
Was macht die Faszination aus?
Die Rechtsmedizin ist wahnsinnig logisch. Man kommt von A nach B, indem man die einzelnen Teile zusammenlegt. So kann man kombinieren, was des Rätsels Lösung ist.
Das leben Sie nun in Ihren Büchern aus.
Ja, mein Wissen als Arzt ist meine Stärke als Autor, das muss ich natürlich ausspielen. Deshalb nimmt das Thema Forensik auch eine zentrale Rolle in meinen Büchern ein. Meine zweite Säule ist die Stadt Stuttgart. Die Handlung spielt ausschließlich hier und in der Umgebung, wo ich mich auskenne.
Wie stehen Sie zu Stuttgart?
Stuttgart ist meine Heimat. Ich bin hier geboren und groß geworden. Auch zum Studium bin ich nicht weiter gekommen als bis nach Tübingen. Für mich war klar, dass es mich wieder nach Stuttgart zurückzieht. Ich würde fast sagen, dass ich diese Stadt liebe.
Trotzdem schicken Sie durch Ihre geliebte Heimatstadt die schlimmsten Psychopathen?
Das ist richtig. Die stammen zwar nicht unbedingt aus Stuttgart, treiben aber hier ihr Unwesen. Weil es ihnen in dieser tollen Stadt natürlich auch gefällt.
Wie stellen Sie die Stadt dar?
Stuttgart ist besonders, schon alleine durch die geografische Situation: die Halbhöhenlage, die Kessellage, Stäffele und Stolpersteine. Die Menschen. Die Kehrwoche. Das spielt alles eine Rolle. Mir ist es aber wichtig, Stuttgart nicht als biedere Stadt darzustellen, sondern als Schwabenmetropole.
Wie bringen Sie Ihre beiden Berufe zeitlich unter einen Hut?
Ich schreibe hauptsächlich abends oder nachts. Das ist aber kein Stress. Das Schreiben entspannt mich.
Sie verwenden als Autor ein Pseudonym. Wollten Sie Ihre wahre Identität geheim halten?
Anfangs dachte ich, dass ich die zwei Berufe streng voneinander trennen kann. Doch das ließ sich nicht aufrechterhalten. Seit bekannt ist, dass ich Arzt bin, ist der Hype um die Bücher noch größer geworden. Anscheinend übt das eine gewisse Faszination aus.
Als Arzt wiederum müssen Sie Vertrauen vermitteln. Werden die Patienten misstrauisch, wenn Sie von Ihren blutrünstigen Büchern erfahren?
Bisher ist es nicht vorgekommen, dass ich jemandem deswegen suspekt geworden bin. Eher im Gegenteil hat sich unter meinen Patienten eine kleine Fangemeinde gebildet. Manche wollen sich in der Sprechstunde erst einmal über die Bücher unterhalten. Das ist sehr nett. Aber man kann sich natürlich schon die Frage stellen, was das für ein Mensch ist, der solche Ideen hat.
Wie beantworten Sie die Frage?
Von den Buch-Handlungen auf den Charakter des Autors zu schließen, ist nicht zulässig. Sonst müssten viele Autoren geisteskrank sein, wenn man nur an Stephen King und seine Bücher denkt. Ich glaube, dass jeder von uns solche Fantasien hat. Ich gebe ihnen nur ein Gesicht und schreibe sie auf.
Ihr Herz schlägt nicht nur für zwei Berufe, sondern auch für zwei Fußball-Vereine. Was verbindet Sie mit dem VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers?
Als kleiner Junge war ich schon VfB-Fan, aber als ich selber gespielt habe, bin ich bei den Kickers gekommen, was auch super war. Meine Wege mit dem VfB haben sich zwar gekreuzt, doch leider kam der Wechsel nie zustande. Es wäre mein Traum gewesen, dort im Tor zu stehen. 1996 habe ich das Angebot vom VfB aber ausgeschlagen, weil ich mich in der Dritten Liga als Stammtorwart beweisen konnte. Ich wollte das nicht aufgeben, um als dritter Torwart zu einem Bundesligisten zu gehen. Das war ein Fehler. Dieser Chance trauer ich etwas hinterher.
Als Autor wollten Sie keine Chance vergeben und gründeten kurzerhand Ihren eigenen Verlag. Wollte die Bücher niemand verlegen?
Ich bin erst den üblichen Weg gegangen und habe zahlreiche Verlage kontaktiert. Manche haben sich nie gemeldet, andere haben Absagen geschickt. Aber es gab auch Interesse an dem Buch. Allerdings nicht zu den Bedingungen, die ich mir vorgestellt hatte.
Welche Bedingungen waren das?
Ich wollte nicht alle Rechte an dem Buch abgeben und habe es deshalb selbst in die Hand genommen. Das bedeutete, dass ich bei Buchhandlungen wie ein Vertreter mein Buch vorstellen musste. Heute bin ich aber umso stolzer, wenn ich die Bücher prominent platziert in der Buchhandlung Wittwer sehe.
Gibt es Angebote für eine Verfilmung?
Es gibt tatsächlich lose Kontakte zur Filmindustrie. Die Verfilmung der Bücher wäre ein großer Traum.