Heiger Ostertags Buch „Akte Verdun“ ist mittlerweile das dritte aus der Romanreihe über die Hauptfigur Wedigo von Wedel und das Kaiserreich. Foto: z/Gmeiner Verlagz/

Der Autor Heiger Ostertag liest am Dienstag aus seinem neuen historischen Roman „Akte Verdun“.

Möhringen - Deutschland im Jahr 1916. Eigentlich ist Offizier Wedigo von Wedel zwei Jahre zuvor im Ersten Weltkrieg gefallen – zumindest offiziell. „Ich habe es zum Anlass genommen, dass er in meinem Roman inoffiziell für den deutschen Geheimdienst weiterarbeitet“, sagt der Möhringer Autor und Historiker Heiger Ostertag. Sein neuer Roman „Akte Verdun“, der im Juli erschienen ist, dreht sich um Spionage während des Ersten Weltkriegs.

Der Offizier Wedigo von Wedel muss einen Spion aufspüren, der für das Verschwinden von wichtigen Akten und die Weitergabe von Militärplänen verantwortlich gemacht wird. „Bei Spionagegeschichten denken die Leute immer sofort an James Bond und finden es gut“, sagt Ostertag. In seinem neuen Roman liegt der Fokus dabei bewusst auf dem deutschen Geheimdienst. Er wolle damit aufzeigen, dass damals auch in Deutschland interessante Spionageerfolge gefeiert worden seien, erklärt der Autor.

Selbst Google kennt den Offizier nicht

1993 ist der Historiker auf Akten gestoßen, in denen er den Charakter Wedigo von Wedel entdeckte – ein selbst der Suchmaschine Google unbekannter Offizier. Aus Begeisterung für von Wedel machte er aus ihm den Helden seiner Romanreihe zum Kaiserreich. Die „Akte Verdun“ ist das dritte Buch der Reihe nach der „Potsdamer Affäre“ und der „Operation Sarajevo“. Dabei stützt Ostertag sich auf historische Fakten, um das nötige Ambiente wahrheitsgetreu erzeugen zu können. Anhand von alten Zeitungen der preußischen Bibliothek konnte er bei seinen Recherchen sogar herausfinden, wie das Wetter an manchen Tagen der Romangeschichte war.

Für seine Detailkenntnisse und die reale Zeichnung der Wirklichkeit bekommt er viel positives Feedback. „Meine Leser mögen die Mischung zwischen Fakten und Fiktion mit dem Reiz des Abenteuers“, sagt der Autor. Trotz vieler geschichtlicher Tatsachen bleibt ihm noch genug kreativer Freiraum: „Es gibt immer nicht belegbare Zeiträume und die Frage, was dann hätte sein können“, erzählt Ostertag.

Die Menschen in Berlin um 1916

Auch wenn der Roman zur Zeit der Schlacht um Verdun zwischen Deutschland und Frankreich spielt, steht diese nicht im Vordergrund. Stattdessen fokussiert sich Ostertag in seinem Roman auf die Menschen in Berlin um 1916. „Es ist eine handfeste Spionagegeschichte – es geht um verschwundene Akten und viele Begegnungen mit verschiedenen Personen der damaligen Zeit“, sagt Ostertag. Dies erlaube dem Leser einen besonderen Blick auf jene Zeit.

35 Romane und Schriften in 28 Jahren hat Heiger Ostertag bereits geschrieben. Auch nach Veröffentlichung der „Akte Verdun“ wird er nicht des Schreibens müde. Seine beiden nächsten Projekte sind schon in vollem Gange. Im Mai 2018 dürfen Leser mit einer Fortsetzung der Kaiserreich-Reihe rechnen, sagt er. Außerdem arbeitet er an einer „Was-wäre-wenn-Geschichte“, die fiktiv aufzeigt, was passiert wäre, wenn Hitler vor Kriegsbeginn im Dritten Reich gestorben wäre. Für den Historiker ist das ein besonders spannendes Projekt: „Ich kann die Gegenwart mal ganz anders betrachten“, sagt Ostertag.

Lesung in der Eberhard-Loge

Zunächst stellt der Möhringer Autor sein aktuelles Werk „Akte Verdun“ aber bei einer Lesung in Stuttgart vor. „Das wird keine reine Lesung, sondern eine Mischung aus Unterhaltung und Information“, sagt Ostertag. Dafür zeigt er bei der Lesung Fotos, Filme und Musik aus der Zeit des Kaiserreichs. Damit will er seine Leser noch mehr mit dem Ambiente des Jahres 1916 vertraut machen. Und sie vollends in das Spionageabenteuer eintauchen lassen.