Modelle wie dieses standen im Fokus der Autodiebe Foto: Daimler

Fünf Männer sitzen zurzeit auf der Anklagebank des Landgerichts. Ihnen wird vorgeworfen, mehrere Mercedes Viano gestohlen und nach Polen gebracht zu haben. Am ersten Prozesstag schwiegen die Angeklagten.

Stuttgart - Als die Wachtmeister die Handschellen der Angeklagten aufschließen, rasselt es im Saal. Fünf Männer haben auf der Anklagebank im Stuttgarter Landgericht Platz genommen, alles polnische Staatsbürger. Der Vorwurf lautet schwerer Diebstahl. Im Zeitraum zwischen Oktober 2014 und Januar diesen Jahres sollen sie im Großraum Stuttgart insgesamt 14 Mercedes vom Modell Viano gestohlen und nach Polen geschafft haben. Der Wert der Autos beläuft sich auf 526 000 Euro. Am Montag begann die Verhandlung.

Drei der Täter stehen im Mittelpunkt der Anklage: Piotr K. und Jaicek S. sollen die Raubzüge begangen, Darisuz S. das Hauptquartier der Bande in Deutschland zur Verfügung gestellt haben. Jeder Raubzug, trägt der Staatsanwalt vor, sei nach dem gleichen Muster verlaufen: Mit einem Mietwagen sind der vermeintliche Anführer Piotr K., Jaicek S. und zwei extra angeheuerte Fahrer von Polen aus zu einer Wohnung im Landkreis Sigmaringen gefahren, die Dariusz S. gemietet hat.Dort haben sie den Mietwagen stehen gelassen und sind in einem deutschen Auto, das Dariusz S. zur Verfügung gestellt haben soll, zu nächtlichen Beutezügen aufgebrochen.

Pro Nacht hätten sie einen Mercedes geknackt, mit polnischen Nummernschildern versehen und dann in der Nähe der Universität Hohenheim abgestellt. Dann hätte jeder Fahrer einen gestohlenen Viano nach Polen gebracht. Piotr K. und Jaicek S. wären mit dem polnischen Mietwagen zurückgekehrt. Sechsmal sei das gut gegangen. Bei der siebten Tour wurden sie allerdings auf dem Heimweg festgenommen.

Mit dabei: Die beiden Fahrer dieser Tour, Urzysztof J. und Sebastian P., die auch angeklagt sind. Vor Gericht äußern will sich keiner von ihnen, obwohl der Vorsitzende Richter Gless beschwörend auf sie einredet. „Wenn die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, liegen meistens auch Beweise vor“, erklärt er, während die Dolmetscherin den Appell in ihr Mikrofon murmelt. Insbesondere, da gegen manche der Angeklagten auch in einer anderen Diebstahlserie ermittelt werde; Es ginge um 25 gestohlene BMW im Wert von 1,2 Millionen Euro. Doch die Angeklagten schweigen. Nur einer weist darauf hin, dass er in Polen eine 15-jährige Tochter habe. Schließlich vertagt Richter Gless die Verhandlung. Er gibt den Angeklagten auf den Weg: „Da hat man vielleicht eine Chance vertan. das wird man dann sehen.“