In Afghanistans Hauptstadt Kabul sind bei einem Bombenanschlag mehrere Menschen gestorben. Foto: AP

Die Angestellten einer Produktionsfirma des großen TV-Senders Tolo waren auf dem Weg nach Hause, als der Selbstmordattentäter ihren Bus rammte. Die Taliban bekannten sich zunächst nicht zu dem Anschlag - aber jüngst drohten sie Tolo-Mitarbeitern mit der Auslöschung.

Kabul - Bei einem Autobombenanschlag auf Medienmitarbeiter sind am Mittwoch in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Polizeiangaben sieben Menschen getötet und 24 verletzt worden. Vier der Toten seien Frauen, sagte der stellvertretende Innenminister Ajub Salangi am Mittwochabend (Ortszeit). Der Leiter der Kabuler Kliniken, Muhibullah Sir, sprach von zunächst 28 in Krankenhäuser eingelieferte Verletzten.

Der Sprecher des Innenministeriums, Sidik Siddiki, sagte, bei den Opfern handele es sich um Angehörige der zum großen Privatsender Tolo TV gehörenden Produktionsfirma Kaboora. Der Selbstmordattentäter habe in einem Wagen auf der Darulaman-Straße im Viertel Kart-e Tschar den Minibus der Firma gerammt. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah teilte auf seiner Facebook-Seite mit, er habe die Sicherheitskräfte angewiesen, Medienhäuser zu schützen.

Ein Mitarbeiter von Tolo erklärte, dass Angestellte der Firma auf dem Weg nach Hause waren, als sie um 17.30 Uhr (Ortszeit) vom Anschlag getroffen wurden. Der Sender bestätigte dies auch während seiner Live-Berichterstattung. Mangels eines funktionierende öffentlichen Verkehrssystems in Kabul bringen Arbeitgeber ihre Angestellten oft mit Minibussen zur Arbeit und nach Hause.

Die Taliban drohten mit Auslöschung

Der zur Moby Group gehörende Sender ist einer der professionellsten in Afghanistan. Tolo-Journalisten berichten regelmäßig kritisch über die Taliban, aber auch die Regierung.

Im Oktober 2015 hatten die Taliban den beiden afghanischen Sendern Tolo TV und TV1 mit der Auslöschung gedroht. Die „satanischen Kanäle“ seien Teil eines „amerikanischen Propaganda-Netzwerks“. Sie machten afghanische „religiöse und kulturelle Normen lächerlich“ und verbreiteten „Hass gegen den Dschihad und die Mudschaheddin“ (Kämpfer der Taliban). Deshalb sei in Zukunft kein Angestellter mehr sicher.

Mindestens sieben Anschläge im vergangenen Monat

Der Sprengsatz explodierte in der Nähe der russischen Botschaft. Am Ort der Explosion stieg eine dichte, schwarze Rauchwolke hoch in den Himmel auf. Die russische Nachrichtenagentur Sputnik meldete unter Berufung auf Quellen im Außenministerium, dass die Botschaft nicht Ziel des Anschlags gewesen sei. Botschaftspersonal sei nicht verletzt worden.

Die Taliban haben in der afghanischen Hauptstadt im vergangenen Monat mindestens sieben Anschläge verübt. Zuletzt war am Sonntag eine Rakete auf dem Gelände der italienischen Botschaft eingeschlagen. Zuvor hatten die Extremisten mehrere Anschläge nahe des Flughafens, auf ein von Ausländern bewohntes Hotel, die spanische Botschaft sowie auf ein von der afghanischen Elite und Ausländern besuchtes Restaurant verübt.