Die AMG-Sportwagen haben in der Sonderschau einen großen Auftritt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Sonderschau zu 50 Jahre AMG und die Porsche-Sound-Night haben Autofans aus ganz Europa angelockt. Mit Pferdestärken wurde dabei nicht gegeizt.

Stuttgart - Autofans sind an diesem Wochenende gleich doppelt auf ihre Kosten gekommen. Denn sowohl bei der Sonderschau zu 50 Jahre AMG im Mercedes-Benz-Museum als auch bei der Porsche-Sound-Night haben Stuttgarts Autobauer gezeigt, warum ihre Ingenieurkunst Weltruf genießt. Lauter wird es in Museen selten.

AMG-Fahrer sind wohl Frühaufsteher – oder einfach nur schnell. Der Hügel vor dem Westeingang jedenfalls, vor dem sie an diesem Wochenende parken dürfen, füllt sich zügig. Mancher gibt noch mal kurz Gas, bevor er den Zündschlüssel zieht. Wie eine Antwort auf die Frage, mit der gewöhnliche Besucher in der Garage empfangen werden, wo ein paar spezielle AMGler in Glaskuben stehen: „Kann man Adrenalin hören? Die Antwort hat drei Buchstaben: AMG.“ Und jedes Modell setze „eigene Klangakzente“.

Jetzt, kurz bevor Mercedes die Seriensieger aus der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) zurückzieht und stattdessen auf Formel E setzt, haben die Super-Sportwagen im Museum mit der bis zum 8. April dauernden Schau nochmals einen großen Auftritt – und zum Auftakt auch ein paar Helden aus der Rennserie: DTM-Rennfahrer wie Marco Engel und Klaus Ludwig – oder Ellen Lohr, die sich in diesem Männersport durchsetzen konnte. Auf der Showbühne plaudern sie vor reichlich Publikum aus dem Nähkästchen, während die AMG-Geschichte im Endlosfilm als großes Kino über die Riesenleinwand flitzt.

1000 PS starker V6-Hybrid

Ein Magnet ist zwei Etagen drüber auch die Sonderschau selbst, mit der AMG-Story in vier Themenfeldern: Serienfahrzeuge, Motorsport, Technologie, Zukunft. Der Museumsführer Lorenzo Santaniello kennt auch dieses Spezialfach der Automobilgeschichte aus dem Effeff: „Die Faszination von Mercedes-AMG ist auch, wie zwei Mercedes-Ingenieure – Werner Aufrecht und Erhard Melcher –, denen langweilig war, aus einer kleinen Werkstatt heraus eine Erfolgsgeschichte geformt haben, an der heute 1600 Menschen arbeiten.“ Auch an der Zukunft, dem „Project One“, einem 1000 PS starken V6-Hybrid mit zwei E-Motoren extra auf der Frontachse. Die ersten 250 Stück, à 2,5 Millionen Euro, sind bereits verkauft. Zu den Frühaufstehern gehören auch Felix und Günter aus Esslingen, zwei eingefleischte AMG-Fans: „Die Power, der Sound, das Feeling! Da bist du in einer anderen Welt!“ schwärmen sie, bis der Ältere feststellt: „AMG ist technische Vollendung, die pure Faszination der Mobilität. Bis gestern, als man auf den Straßen noch fahren konnte und nicht dauernd im Stau stand. Jetzt sind andere Konzepte gefragt.“

Dass Stau oder Dieselskandale der Faszination Auto ganz allgemein offenbar nur wenig schaden können, hat auch die siebte Porsche-Sound-Night am Samstagabend im Porsche-Museum nahegelegt. „Die 911 Tickets, die wir im Internet zum Verkauf angeboten haben, waren nach einer Viertelstunde weg“, sagt Museumsdirektor Achim Stejskal. Beim Gang durch die Tiefgarage habe er festgestellt, dass Besucher aus ganz Europa gekommen sind.

Kein Dieselfahrzeug in den Startlöchern

Sie alle sind wegen der Motorenklänge von zwölf ausgewählten Museumsstücken gekommen, die bereits beim Warm-up nicht nur die Ticketbesitzer, sondern auch etliche Zaungäste faszinierten. Unter den Fahrzeugen befand sich unter anderen ein Porsche 550 Spyder, mit dem Baujahr 1954 das älteste der vorgeführten Modelle. Oder der Porsche GT2 RS, mit 700 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 340 km/h der leistungsstärkste Porsche aller Zeiten. Eine Mischung aus historischen Fahrzeugen und aktuellen Entwicklungen also.

Am Steuer der Autos ließen bekannte Ingenieure, aber auch Rennfahrerlegenden die Drehzahl in die Höhe schnellen. Unter ihnen beispielsweise Neel Jani. Der indisch-schweizerische Rennfahrer ist amtierender FIA-Langstrecken-Weltmeister. Als einer der Lenker des Porsche 550 Spyder hatte das Erlebnis für ihn womöglich etwas von einer Zeitreise.

Für Direktor Achim Stejskal ist es wichtig, eine möglichst große Bandbreite des Unternehmens zu zeigen. „Die Autobegeisterung bleibt. Wir verstehen unsere Aufgabe auch darin, ein Stück Zeitgeschichte zu erhalten“, sagt er. Ein Dieselfahrzeug hat Porsche am Samstag dennoch nicht aufgefahren. Dafür gibt Stejskal schon einen kleinen Ausblick auf die nächste Sound-Night: „Da werden wir wahrscheinlich ein neues Hybridfahrzeug zeigen.“