Autobahnkapelle bei Baden-Baden Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - An der Kochertalbrücke (Kreis Schwäbisch Hall) ist die vierte Autobahnkapelle im Land geöffnet worden. Weil diese Rastplätze für die Seele im Gegensatz zu anderen Kirchen viel Zulauf haben, ist eine weitere an der Raststätte Sindelfinger Wald geplant.

Stuttgart - Rund eine Million Menschen besuchen jedes Jahr eine Autobahnkapelle. Sie suchen abseits des schnellen und lauten Verkehrs auf den Bundesfernstraßen Ruhe und Einkehr. Baden-Württembergs jüngste Autobahnkirche  wurde  Anfang  April  an der Kochertalbrücke eröffnet. Seither, so Schwester Inge von den Christusträger-Schwestern, sind dort knapp 8000 Menschen eingekehrt. „Und unser Gästebuch wird nächsten Monat schon voll“, freut sie sich.

Ihre Schwesternschaft ist Bauträger der Christophorus-Kapelle, die 470 000 Euro gekostet hat. „Nach dem Fall der Mauer hat der Ost-West-Verkehr auf der A 6 stark zugenommen.“ Die Schwestern wünschten sich eine Kapelle, in der insbesondere auch Kraftfahrer und Handelsvertreter Pause machen  können.  Einträge auf Russisch oder Tschechisch im Gästebuch belegen, dass die Rechnung aufgegangen ist. Aber auch Ausflügler und Bürger aus der Umgebung suchen die Kapelle auf. Durch das Fensterband aus Buntglas der Künstlerin Stefanie Bahlinger wird der Innenraum in alle Farben des Regenbogens getaucht.

Bei einer Stippvisite zeigten sich davon jüngst auch Verkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsident Johannes Schmalzl fasziniert. Aus Schmalzls Sicht gehört eine Autobahnkirche auch in die Region Stuttgart. Geplant ist sie an der Raststätte Sindelfinger Wald, es muss sich aber noch ein Bauträger finden, der sich später auch um den Unterhalt kümmert.

Bauträger der Autobahnkirchen sind meist Fördervereine oder private Initiativen. Zurzeit gibt es in Deutschland 42 Gotteshäuser an Fernstraßen, 19 evangelische, 15 ökumenische, acht katholische. Das erste entstand 1958 in Adelsried. Nach einer Studie ist der typische Besucher männlich, älter als 50 Jahre, sehr gebildet, kirchlich engagiert und Familienvater. In einigen Kapellen werden regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Wie in der Christophorus-Kapelle einmal im Monat das Gebet nach Taizé: „Dann kommen rund 60 Personen, und wir müssen zu unseren 50 Sitzplätzen noch Stühle dazustellen“, sagt Schwester Inge. Aber auch nach schweren Unfällen soll die Kapelle Schutzraum sein: „Dann öffnen wir auch nachts“, sagt die Schwester.

Die  fünfte  Kapelle in Baden-Württemberg soll in der Region Stuttgart entstehen – an der Tank- und Rastanlage Sindelfinger Wald. Das Regierungspräsidium stellt, wie Regierungspräsident Johannes Schmalzl unserer Zeitung sagte, dafür das Gelände zur Verfügung. Zwischen den Landesbischöfen Otfried July (Württembergische Landeskirche) und Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg) laufen Gespräche zur Bauträgerschaft und Finanzierung. „An der West-Ost-Achse wäre der richtige Ort dafür“, so Schmalzl.