Die A 81 ist zwischen Böblingen-Hulb und Böblingen/Sindelfingen breiter geworden: der Stand- wurde zum Verflechtungsstreifen. Foto: factum/Granville

Seit November ist die A 81 zumindest auf einem kurzen Stück ausgebaut: Zwischen Böblingen-Hulb und der Ausfahrt Böblingen/Sindelfingen dürfen die Autofahrer den Standstreifen nutzen. Das Angebot wird zögerlich angenommen.

Böblingen - Für einen Autobahnausbau handelte es sich um ein Schnäppchen: Nur eine halbe Million Euro hat der Bund investieren müssen, um den Dauerstau auf der A 81 in Richtung Stuttgart zwischen Böblingen-Hulb und Böblingen/Sindelfingen aufzulösen: Im November ist der Stand- zu einem Verflechtungsstreifen umgebaut worden. Wer im Gewerbegebiet Hulb auf die Autobahn fährt und sie bei der nächsten Ausfahrt wieder verlässt, muss sich nicht mehr links einfädeln; er kann auf der Spur bleiben. Nach Startschwierigkeiten wird die zusätzliche Fahrspur laut Ilse Messerschmid vom Stuttgarter Regierungspräsidium „vermehrt“ angenommen: Ihre Behörde hat „einen signifikanten Rückgang der täglichen Staulänge in den Verkehrsspitzenzeiten“ beobachtet – schon von Hildrizhausen an.

Unfallträchtiger Autobahnabschnitt

Der Autobahnabschnitt galt als besonders unfallträchtig. Dort sind nach Messdaten aus dem Jahr 2014 täglich rund 100 000 Fahrzeuge unterwegs – Tendenz steigend. Im häufig stockenden Verkehr gab es laut dem Regierungspräsidium regelmäßig Auffahrunfälle an den Ein- und Ausfahrten der A 81. Besonders an der Anschlussstelle Böblingen/Sindelfingen stauten sich die abfahrenden Autos bis auf die Autobahn zurück. Und genau dagegen soll der 1,8 Kilometer lange Verflechtungsstreifen Abhilfe schaffen: Indem der Fahrstreifenwechsel vermieden wird, erhöht sich die Leistungsfähigkeit der Autobahn.

Wenn erst einmal das Schild für den jetzt zusätzlich zur Verfügung stehenden Verflechtungsstreifen aufgestellt worden ist, könnte die Lage auf dem Abschnitt noch besser werden. Das Straßenbaureferat hat es in dieser Woche erst bestellt. Darauf werden zwei Geradeaus-Pfeile und ein Rechtsabbieger-Pfeil zu sehen sein. „Es soll deutlich werden, dass nur die beiden bisherigen Fahrstreifen in Fahrtrichtung Stuttgart zu benutzen sind und der dritte Fahrstreifen für die Abfahrt dient“, erklärt die Pressesprecherin. Das Schild soll auf Höhe der Dornierstraße platziert werden.

Die Schilder fehlen noch

Möglicherweise hat diese mangelnde Information zur zögerlichen Annahme der verlängerten Ein- und Ausfädelspur geführt. „Bei jeder neu eingerichteten Verkehrsführung bedarf es von den Verkehrsteilnehmern einer gewissen Gewöhnung an die geänderte Situation“, erklärt Ilse Messerschmid. Offenbar herrschte aber auch Verunsicherung über die auf dem Außenstreifen geltenden Verkehrsregeln. Manche Autofahrer fragten sich beispielsweise, ob und in welcher Geschwindigkeit sie rechts an einem Stau auf den beiden Fahrstreifen in Richtung Stuttgart vorbeifahren dürfen. Auf der dritten Spur gilt wie auf der restlichen Autobahn Tempo 100 als Höchstgeschwindigkeit. Am Stau vorbeizufahren ist erlaubt – wenn man abbiegen möchte. Wer am Ende des Streifens wieder nach links einfädelt, könnte einen Strafzettel wegen verbotenen Überholens kassieren. „Empfohlen wird eine vorausschauende Fahrweise“, erklärt Ilse Messerschmid. Denn es müsse immer mit Autofahrern gerechnet werden, die im zähen Verkehr doch noch die Autobahn verlassen wollen.

Aus Standstreifen Fahrspuren zu machen ist nur in Ausnahmefällen möglich. Als erfolgreicher Versuch gilt ein Verflechtungsstreifen auf der A 81 bei Ludwigsburg, der Richtung Stuttgart zwischen Ludwigsburg-Nord und -Süd seit 2008 benutzt werden darf. Geplant ist, ihn bis Stuttgart-Zuffenhausen zu verlängern. Auf der A 8 war die Freigabe des Standstreifens vor rund vier Jahren jedoch kontraproduktiv: Wegen waghalsiger Spurwechsel kam es zu unerwartet vielen Unfällen. Nun wird er nur noch im Notfall freigegeben.