Sind in Stuttgart dieselben Täter am Werk wie im Herbst 2014 in Pforzheim? Foto: Pforzheimer Zeitung/Ketterl

Die unbekannten Tätergruppierungen, die seit Tagen im Großraum Stuttgart geparkte BMW ausschlachten, setzen ungeniert ihr Werk fort. Im Visier sind vor allem Navigationssysteme, aber auch Lenkräder und anderen Zubehör lassen sie mitgehen.

Stuttgart - Die unbekannten Tätergruppierungen, die seit Tagen im Großraum Stuttgart geparkte BMW ausschlachten, setzen ungeniert ihr Werk fort. Neben Stuttgart, Leonberg, Böblingen und Ditzingen werden nun auch Fälle aus Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) gemeldet. In nicht einmal einer Woche sind damit nahezu 30 BMW aufgebrochen worden, die Täter haben es dabei vornehmlich auf Navigationssysteme, aber auch auf Lenkrad, Airbag oder Schalthebel abgesehen.

„Die Dienststellen sind informiert und sensibilisiert“, sagt Horst Haug, Sprecher des Landeskriminalamts, „es gibt gerade eine deutliche Zunahme der Fälle.“ Haug bestätigte damit eine entsprechende Berichterstattung unserer Zeitung vom Montag. Die überregional agierenden Täter sind laut Haug außerdem im Nordschwarzwald und am Bodensee zugange.

Auch die jüngsten Fälle in Weinstadt-Endersbach tragen die Handschrift einer eingespielten Bande, die gezielt zuschlägt. Die Täter brachen dabei sechs BMW auf, aus denen sie Navigationssysteme ausbauten und dabei in Einzelfällen auch das Lenkrad samt Airbag nicht verschmähten.

Vieles spricht dafür, dass es sich um dieselbe Tätergruppierung handelt, die auch schon im Herbst 2014 im Raum Pforzheim für eine Serie gesorgt hatte. Der Blick über die Ländergrenzen zeigt, dass die BMW-Ausschlachter auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen am Werk waren.

Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Eine ähnliche Serie im Jahr 2011 lässt aber erahnen, in welche Richtung die Ermittlungen der Kriminalpolizei gehen könnten. Damals waren im großen Stil Mercedes-Fahrzeuge aufgebrochen und ausgeschlachtet worden. Die Täter hatten es dabei auf die Comand-Navigationssysteme abgesehen. Die Polizei tappte lange im Dunkeln, bis sich in Reisebussen nach Litauen die ersten Hinweise ergaben. Bei Kontrollen wurden gestohlene Navigationsgeräte im Reisegepäck gefunden. Kuriere sollten die Beute Richtung Baltikum bringen.

Hinter der Mercedes-Serie steckte eine Gruppierung aus dem Bezirk Oberlitauen, die verschiedene Handlanger Richtung Deutschland in Marsch setzte. Die Gruppen gingen arbeitsteilig vor. Die erbeuteten Geräte wurden zunächst dezentral versteckt, später eingesammelt und an Kuriere übergeben, die sich damit meist in Reisebussen auf den Weg nach Litauen begaben.

Die Bandenmitglieder verwendeten auf ihren Beutezügen keine Mobiltelefone, um sich abzusprechen oder vor Gefahren zu warnen. Aus Angst, dass man über Verbindungsdaten später auf ihre Spur kommen könnte, vertrauten die Täter einzig auf ihre mitgebrachten Funkgeräte. Für die Kripo gestalteten sich die Ermittlungen schwierig, weil die erwischten Handlanger meistens wenig über ihre Hintermänner wussten oder wissen wollten. Auch mehrjährige Haftstrafen konnten ihnen keine entscheidenden Hinweise entlocken.

Bemerkenswert ist, dass eine ähnliche BMW-Aufbruchserie im Jahr 2014 auch an einem 22. Januar begann. Damals war der Kreis Ludwigsburg der Brennpunkt. Die Täter konnten bis heute nicht gefasst werden. Die Kripo hofft, 2015 gegen die BMW-Ausschlachter erfolgreicher zu sein.