Der Verkehr auf der Talstraße hat nach den Ergebnissen der Kesselrandzählung weiter zugenommen. Foto: FACTUM-WEISE

Der Verkehr auf der Cannstatter Straße hat abgenommen. Das ist bei der Veröffentlichung der Ergebnisse der jüngsten sogenannten Kesselrandzählung in Stuttgart hervorgehoben worden. Auf anderen Strecken in Stuttgart-Ost sind aber deutlich mehr Autos als noch vor zwei Jahren unterwegs, unter anderem auf der Talstraße und der Frauenkopfstraße.

S-Ost - Die im Dezember veröffentlichten Ergebnisse der Verkehrszählung am Rand des Stuttgarter Talkessels sind für die Landeshauptstadt erfreulich gewesen: Weniger Autos seien in die Stadt gefahren, hieß es, vor allem die im Mittelpunkt der Feinstaub-Diskussion stehende Cannstatter Straße sei entlastet worden. Für den Stadtbezirk Stuttgart-Ost sind die Ergebnisse allerdings bei genauerem Hinsehen alles andere als positiv. Auf anderen Straßen durch den Osten hat der Verkehr zugenommen.

Für die Cannstatter Straße sehen die Ergebnisse tatsächlich erfreulich aus. Sowohl stadtein- als auch -auswärts wurden im Vergleich zum Jahr 2013 jeweils 3500 Kraftfahrzeuge weniger gezählt. Das ergibt einen Rückgang um 6,7 Prozent auf dieser von täglich fast 100 000 Autos befahrenen Strecke – und wird als Erfolg im Kampf gegen den Feinstaub gewertet.

Mehr Autos auf der Tal- und der Frauenkopfstraße

An den anderen Zählstellen im Stuttgarter Osten ergibt sich allerdings ein völlig anderes Bild. In der viel befahrenen und stauträchtigen Talstraße beispielsweise wurde am Zähltag stadteinwärts im Vergleich zu 2013 eine Zunahme um mehr als 1100 auf 12 516 Fahrzeuge oder 9,9 Prozent registriert. Bei den Transportern betrug die Zunahme stadteinwärts sogar gut 40 Prozent oder 400 mehr als am Zähltag 2013. Stadtauswärts ging die Zahl der Transporter dagegen um rund zwölf Prozent zurück. Auch der Schwerverkehr nahm auf der Talstraße stadteinwärts mit 112 Fahrzeugen mehr deutlich zu, umgerechnet sind das 30 Prozent mehr. Stadtauswärts wurden dagegen etwas weniger Lastwagen (minus 8,4 Prozent) gezählt.

Auch auf der von Pendlern gerne als Ausweichstrecke genutzten Frauenkopfstraße wurden mehr Fahrzeuge gezählt als noch vor zwei Jahren. Stadteinwärts nahm der Verkehr dort um 9,5 Prozent oder 200 Fahrzeuge zu. Bei den Transportern betrug der Zuwachs stadteinwärts 24 Prozent.

Immer mehr Transporter fahren durch Berg

Ein Dauerthema im Stadtteil Berg ist die Verkehrsbelastung auf der Nißlestraße, die ebenfalls gerne von Pendlern stadteinwärts als Ausweichstrecke genutzt wird, wenn sich der Verkehr vor dem Leuzeknoten staut, was relativ häufig der Fall ist. Entsprechend stieg auch dort im Vergleich zu 2013 die Fahrzeugzahl um 9,4 Prozent auf insgesamt 1949 Fahrzeuge. Stadtauswärts gab es dort dagegen kaum Veränderungen. Die Zahl der Transporter hat sich auf der Nißlestraße stadteinwärts sogar fast verdoppelt, der Zuwachs betrug stolze 85 Prozent stadteinwärts, stadtauswärts waren 26 Prozent mehr Transporter unterwegs.

Bei der Bewertung der Ergebnisse der sogenannten Kesselrandzählung ist zu berücksichtigen, das lediglich an einem Tag – in dem Fall am Dienstag, 19. Mai 2015 – gezählt wurde. Die Zahlen werden also von damals gerade aktuellen Baustellen stark beeinträchtigt. Insgesamt wurde an 21 Straßen am Kesselrand gezählt, der leichte Rückgang im Gesamtergebnis ist vor allem auf die Werte der Cannstatter Straße zurückzuführen.

Die SPD fordert Tempo 40 und ein Lkw-Durchfahrtsverbot

Die SPD Stuttgart-Ost hat die Ergebnisse der Zählung zum Anlass genommen, erneut eine wirksame Begrenzung des Durchgangsverkehrs durch den Stadtbezirk zu fordern. „Zwar wird der Rückgang des Verkehrs an der Cannstatter Straße als Erfolg bezeichnet, dies ist aber für die Anwohner des Stadtbezirks eine schlechte Milchmädchen-Rechnung“, schreibt der Vorsitzende Daniel Campolieti in einer Pressemitteilung. Der Verkehr verlagere sich immer mehr von den Hauptverkehrsachsen in den Stadtbezirk, heißt es. „Auf der Hackstraße besteht schon seit Längerem der Eindruck, dass der Verkehr zugenommen hat. Gaisburg steht still, wenn sich im Radio ein erster Stau vor dem Schwanentunnel ankündigt“, so Campolieti. Und in Berg werde die Situation auch immer schlechter. In einem Antrag an den Bezirksbeirat fordern die Sozialdemokraten, den Durchgangsverkehr unter anderem durch Tempo 40 im gesamten Stadtbezirk, ein Lkw-Durchfahrtsverbot und ein Schrankenprojekt in Berg zu begrenzen.