Frankreich im Blick: Die Fotografin Maia Flore nimmt sich und den Pont du Gard in den Fokus. Foto: Maia Flore

Welches Bild will ein Land von sich transportieren, welche Eindrücke bringen Fremde von dort mit? Fragen, die derzeit zwei Ausstellungen im Haus des Institut français am Berliner Platz auf ganz unterschiedliche Weise formulieren: Die Fotografin Maia Flore zeigt das Kulturerbe Frankreichs in neuem Licht, Matthias Reinhold sammelte Fundstücke in Paris.

Stuttgart - Wie schnell ist ein Ruf ruiniert? Eine Ahnung davon hat der VW-Abgasskandal in den Deutschen geweckt. Um das Image seines Landes sorgte sich auch der französische Staatschef François Hollande, nachdem wütende Demonstranten einen Air-France-Manager das Hemd vom Leib rissen.

Welches Bild will ein Land von sich transportieren, welche Eindrücke bringen Fremde von dort mit? Fragen, die derzeit zwei Ausstellungen im Haus des Institut français am Berliner Platz auf ganz unterschiedliche Weise formulieren: Die französische Fotografin Maia Flore hat dem Kulturerbe Frankreichs einen Besuch abgestattet und inszeniert in der Schau „Imagine France“ Schlösser, Museen und unbekanntere Orte mit einem humorvollen Blick. Die große Vergangenheit von Stars wie Versailles oder dem Pont du Gard mischt sie durch die eigene Gegenwart auf. Und während sie in Kirchen auf Stühle klettert, Brückenbögen verschiebt und Discokugeln in Höhlen blitzen lässt, macht sie klar, dass ein großes Erbe zu vielerlei Interventionen beflügelt – und diese auch gelassen aushalten kann.

Inspiriert kehrte auch Matthias Reinhold aus Frankreich zurück. Ganz konkret sogar mit einem Koffer und Skizzenbüchern voller Fundstücke, die er nun als 87. Künstler in der Reihe „Retour de Paris“ im oberen Stockwerk des Institut français ausbreitet. Zu entdecken ist dort die Bildwelt eines Kunstflaneurs, der sogar in Alltagsdingen wie Flaschendeckeln und Bäckertüten die Poesie des Besonderen entdeckt. Gemalt, gezeichnet oder ungewöhnlich kombiniert entsteht so ein neues Bild, das Frankreich-Klischees wie die Flasche Rouge, den Camembert und das Stangenbrot mit eigenen Entdeckungen kombiniert und anregt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

Französische Wochen beginnen am 15. Oktober

An die Scheiben des Ausstellungsraums hat Matthias Reinhold französische Wörter geschrieben, die er in seiner Zeit als Stipendiat an der Cité Internationale des Arts in Paris notiert hat. Wörter, die von Rendezvous bis Krawatte im Fremden das Bekannte aufscheinen lassen und die über die Mobilität der Sprache auch an die Beweglichkeit unseres Denkens appellieren.

Neue Blicke auf Vertrautes jenseits von Klischees und Vorurteilen werfen die beiden Ausstellungen und bereiten ganz nebenbei das Publikum des Institut français auf die französischen Wochen vor, die am 15. Oktober beginnen. Freiheit lautet das Thema in diesem Jahr. Die Koordinatoren des Großprojekts, das zum 16. Mal stattfindet und in diesem Jahr 60 Veranstaltungen umfasst, haben sich vom Attentat auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ zu der Wahl des für Frankreich so wichtigen Grundsatzes bewegen lassen. Inspiriert von Paul Eluards Gedicht „Liberté“ sind die zahlreichen Veranstalter und ihre Künstler eingeladen, sich ganz individuell dem Thema zu nähern.

Den Auftakt macht am 15. Oktober im Theaterhaus die neue Stimme des französischen Chansons. Fredda heißt die Sängerin, die sich die Freiheit nimmt, wie eine Songwriterin aufzutreten. Mit Anleihen bei Folk, Blues, Jazz und Pop gibt sie der alten Kunst des Chanson eine neue, junge Präsenz – und sich selbst den Ruf, mit unerschöpflichem Ideenreichtum gesegnet zu sein.

Das Thema Freiheit beleuchten zwei Diskussionen im Rahmen der französischen Wochen, die den Fokus auch auf den Austausch der Kulturen in Europa öffnen wollen: Um „Europa im Spiegel der deutschen und französischen Medien“ geht es am 21. Oktober in der Stiftung Geißstraße 21. „Nationalismus, Populismus und Regionalismus im Europa der Krise“ stehen am 29. Oktober im Institut français im Mittelpunkt.