Streckung eines Delinquenten: Holzschnitt von Ulrich Tengler Foto: Hauptstaatsarchiv

Das Hauptstaatsarchiv in Stuttgart zeigt bis Mitte September 2014 die Ausstellung „Der ,Arme Konrad’ vor Gericht – Verhöre, Sprüche und Lieder in Württemberg 1514“. Besonders interessant: das Arsenal an Folterinstrumenten.

Stuttgart - Den Betroffenen, Unterdrückten, den Gefolterten eine Stimme geben – darum geht es in einer aktuellen Präsentation des Hauptstaatsarchiv, die am Dienstagabend eröffnet wurde. Zentrales Thema: Der „Armer Konrad“, der in den ersten Maitagen 1514 im Remstal seinen Anfang nahm und wenige Monate später mit zahlreichen Geköpften in Schorndorf sein Ende fand.

Eine Stimme geben, das ist durchaus im wörtlichen Sinne zu verstehen. Denn in Zusammenarbeit mit der benachbarten Hochschule für Musik und Darstellende Kunst haben Studenten als professionelle Schauspieler etliche Sprüche und Verhörprotokolle, die aus jener Zeit als Schriftstücke erhalten sind, auf Tonbänder gesprochen. Dies sowie weitere Sprüche, Reimgedichte oder bisher unbekannte Lieder aus jener Zeit können die Besucher an sogenannten Hörstationen zu Gemüte führen.

„Der Arme Konrad vor Gericht“ ist jene von Archivdirektor Peter Rückert kuratierte Ausstellung übertitelt, die sich mit diesem speziellen Aspekt auch von jenen aktuellen Präsentationen unterscheidet, die derzeit in den Museen der vier Remstal-Städte Fellbach, Waiblingen, Weinstadt und Schorndorf zu sehen sind. Rückert konnte dabei auf zahlreiche ohnehin im Staatsarchiv verwahrte Dokumente zurückgreifen, vor allem Amts- und Gerichtsprotokolle. Die oft erpressten Geständnisse diese sind in Originalen zu sehen – ergänzt um lesefreundliche Übersetzungen in größerer Schrift.

Zu sehen ist ansonsten beispielsweise Bundschuhe oder Kleidungsstücke, die 1958 im Kloster Alpirsbach unter einem Dielenboden gefunden wurden. Dazu gehört eine Männerhose aus grobem Leinen, die durch harte körperliche Arbeit ihres Trägers stark verschlissen ist und als auffälligstes Merkmal eine Schamkapsel, also einen besonderen Hosenlatz, hat. Etliche landwirtschaftliche Geräte, die im Kampf gegen die Truppen von Herzog Ulrich von Württemberg zum Einsatz kamen, werden ebenfalls gezeigt.Etwa einen Dreschflegel, der mittels Stahlnägeln zu einem sogenannten Morgenstern umgearbeitet worden war. eine weitere charakteristische Waffe der Aufrührer auch mit der Bauernwehr. Dabei handelte es sich um ein langes Hiebmesser mit einschneidender Klinge, da das Tragen von Schwert und Dolch dem Adel vorbehalten war.

Besonderes Interesse vor allem bei den jüngeren Besuchern, die das Staatsarchiv etwa in der Zusammenarbeit mit Schulklassen gewinnen will, hervorrufen dürfte das Arsenal an Folterinstrumenten. Damit sollten die Verschwörer zu Geständnissen gezwungen werden. Dazu gehören Fußschellen oder ein Brandeisen, das dem Verurteilten öffentlich auf die Stirn gedrückt wurde. Nicht zu vergessen ein Richtschwert wie jenes, mit dem in Schorndorf vor den Augen von Herzog Ulrich insgesamt 20 Rädelsführer enthauptet wurden. Unter ihnen auch Jakob Dautel von Schlechtbach, dessen Kopf zur Abschreckung bis zu dessen Verwesung aufgespießt wurde. Wobei die Ermordung per Richtschwert sogar noch als „ehrenvoller Tod“ galt, denn seinerzeit war dies eigentlich noch das Privileg adliger Männer. Für Bauern gab es zuvor andere Hinrichtungsarten wie Erhängen oder Rädern.