Die Besucher der Ausstellung zu Hermann Umgelter suchten in dessen Bildern den Menschen hinter den Kunstwerken. Foto: Susanne Müller-Baji

Eine Ausstellung im Bezirksrathaus erinnert an den vor 125 Jahren geborenen Botnanger Maler Hermann Umgelter (1891 - 1962).

Botnang - Hermann Umgelter (1891 - 1962) ist vielen der Inbegriff des schwäbischen Landschaftsmalers. Doch die Einladung zur Ausstellung anlässlich seines 125. Geburtstags ziert eine gezeichnete Bar-Szene – genauso, wie die Werkschau im Bürgerhaus eher Untypisches zeigt. Blumen-Stillleben gibt es zu entdecken, die Umgelter eigentlich nicht als sein Metier erachtete, sie ungeachtet dessen aber trotzdem malte. Dazu zwei der für ihn ungewöhnlichen Tierdarstellungen von 1911 und 1938, die überdies zeigen, wie sich malerische Fähigkeiten und künstlerischer Ausdruck seit dem Frühwerk weiter entwickelt hatten. Gemälde von den Artisten der Botnanger Kirbe – an seinem Atelierfenster saß der Maler praktisch in der ersten Reihe – gewähren außerdem Einblicke in das Leben im alten Flecken.

In der von den Botnanger Künstlern Susanne Krüger-Eisenblätter und Karl-F. Altmann fachkundig kuratierten Werkschau schaffen die Stellwände einen separaten Ausstellungsraum. Die Landschaften darin sind alle fernab der schwäbischen Heimat entstanden: Ostfriesische Szenen in gedeckten Farben, aber auch das Aquarell „Weg mit Oliven am Gardasee“ von 1929, über dem eine für Umgelter überraschende südliche Leichtigkeit liegt.

Ehrenmünze für Karl-F. Altmann

Karl-F. Altmann erhielt die Ehrenmünze. Foto: Müller-Baji
Altmann wurde parallel zur Eröffnung für sein 40-jähriges Wirken für die nun aufgelöste Künstlergruppe „ Botnanger stellen aus“ mit der Ehrenmünze der Stadt Stuttgart ausgezeichnet. Und auch sonst geriet der Abend ein wenig zum „Who is Who?“. Der Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle und Juergen R. Spingler vom mit veranstaltenden Bürgerverein begrüßten und würdigten zahlreiche Mitbürger.

Der Autor Gerhard Raff, der ebenfalls unter den Gästen war, regte an, eine Gedenktafel am einstigen Wohnhaus Umgelters anzubringen. Darüber hinaus wurde die jüngste Ausgabe des Botnanger Heimatblattes vorgestellt, die Umgelter gewidmet ist und gleichzeitig als Begleitheft zur Werkschau fungiert.

Wer aber war der Mensch hinter den Kunstwerken? „Wenn später jemand die Bilder kaufen wollte, war das schon recht“, erinnerte sich Peter Umgelter am Freitag an seinen Großvater. „Aber zunächst malte er nur für sich selbst.“ Aufträge – wie 1956 von der Papierfabrik Scheufelen – bedurften daher der Überzeugungsarbeit der ganzen Familie. Die erste Fassung zeigte freilich viel Landschaft und eine winzige Fabrik. Das war wohl kaum das repräsentative Bild, das dem Auftraggeber vorschwebte. Ein weiterer Ausflug nach Lenningen war von Nöten, und „drei Stunden Fluchen“. Um sich das ungeliebte Motiv erträglicher zu machen, fügte der Künstler gar einen Baum ein, den es an der Stelle gar nicht gab, erinnert sich Peter Umgelter: „Für ihn war es ein verlorener Tag.“

„Sie haben nichts verstanden“, pflegte sich der Künstler und Freigeist auch zu beklagen, wenn er von Betrachtern und Kritikern wieder in eine Schublade gesteckt worden war, erzählt der Enkel weiter. Die neue Ausstellung hätte ihm wohl schon deshalb gefallen. Für die Gäste bieten sich jedenfalls überraschende Einblicke. Insbesondere auf einem Gemälde der Solitude, die schon von unzähligen Malern auf Leinwand gebannt wurde: Umgelter zeigt das berühmte Motiv von hinten, quasi als herzoglichen Hinterhof – eine Reihe von Verschlägen und Hütten, die Rokoko-Kuppel nur als Silhouette angedeutet. Altbekanntes in ganz neuer Sichtweise – dieses Exponat drückt aus, was erfreulicherweise für die ganze Jubiläumsausstellung gilt.

Info Die Ausstellung ist bis Sonntag, 23. Oktober, im Botnanger Bürgerhaus, Griegstraße 18, zu sehen. Geöffnet ist an Werktagen von 15 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr