Eisenbahn-Fanatiker Hagen von Ortloff geht am 28./29. November erstmals unter die Modellaussteller. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Hagen von Ortloff hat mit seinen Fernsehreportagen Eisenbahn-Romantik in Millionen deutsche Wohnzimmer gebracht. Jetzt gibt er der Modell-Ausstellung in Vaihingen neuen Schwung.

Stuttgart - Der Mann hat seit einem Vierteljahrhundert ein treues Stammpublikum. Regelmäßig über eine Million TV-Zuschauer erreicht Hagen von Ortloff mit seiner im Südwestrundfunk ausgestrahlten Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“. 1991 hat er das Format erfunden und ihm als Moderator auch das Gesicht gegeben. In über 800 Episoden erklärte von Ortloff mit seiner unverwechselbaren Stimme den Menschen die Welt der Züge, Schienen und Strecken. Bei den einfühlsamen Reportagen geht es über alte und moderne Eisenbahnen, Museumsbahnen und -einrichtungen, auch Modelleisenbahnen und ihre Liebhaber blieben nicht ausgespart.

„Ich bin stolz darauf, dass wir das Thema Eisenbahn aus der belächelten Ecke herausgeholt haben“, sagt von Ortloff. 66 Jahre ist er nun, das Rentenalter ist erreicht. Kommendes Jahr wird er aufhören, so hat sich Hagen von Ortloff mit dem Sender geeinigt. „Wenn’s am schönsten ist, soll man gehen. 25 Jahre Eisenbahn-Romantik sind ein geeigneter Schlusspunkt für mich“, sagt er. Inhaltlich sieht der Fanatiker („ich bin mit der Eisenbahn in der Muttermilch aufgewachsen“) das Sendeformat noch längst nicht als erledigt an, es wird auch weiter gehen, nur eben ohne den geistigen Vater. „Die Themen gehen nie aus. Ich hätte noch tausend Ideen auf Lager“, erzählt der erfahrene TV-Journalist von vielen Tipps und Informationen, die ihm regelmäßig auch von außen zugetragen werden.

Vom TV-Journalisten zum Modellaussteller

Auch über die Arbeit der „Abteilung Pflege des Kulturgutes alte Spieleisenbahnen, Blechspielzeug und Dampfmaschinen“ der Sport- und Kulturgemeinschaft Stuttgart Max-Eyth-See e. V. hat Hagen von Ortloff mehrfach berichtet. Jetzt hat er sich der SKG Stuttgart angeschlossen und ist erstmals auch selber als Aussteller einer seltenen Spur-S-Anlage dabei. Seit 35 Jahren veranstaltet der Verein regelmäßig im Rahmen des Vaihinger Adventsmarkts eine zweitägige Ausstellung.

Auf 800 Quadratmetern lassen die Modellbahn-Experten im Häussler-Bürgerforum rund 170 verschiedene Züge auf 700 Metern Miniaturbahngleis verkehren. „Historische Modelle, die im Museum nur in der Vitrine stehen, bringen wir mit Uhrwerkantrieb, Dampf und Strom in Bewegung“, ist Abteilungsleiter Lüder Hugendubel stolz auf das, was er und seine 60 Vereinsmitglieder zusammentragen. Die Ausstellung ist in Fachkreisen so bekannt, dass Gäste aus ganz Europa nach Stuttgart kommen.

„Jedes Jahr bringen wir auch etwas anderes, damit unserem Stammpublikum nicht langweilig wird“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Dieter Frey. Zum diesjährigen Thema Schnellbahnverkehr und Sonderzüge werden zahlreiche Klassiker europäischer Eisenbahngeschichte aufgefahren, angefangen vom Adler über Krokodil, Rheinuferbahn, Fliegender Hamburger, Roter Pfeil oder Gläserner Zug. Die wertvollen Modelle, teils über hundert Jahre alt, sind alle im Privatbesitz der Mitglieder. „Die haben so lange gehalten, weil wir als Kinder früher nur an Weihnachten damit spielen durften und die Züge dann wieder für ein Jahr in der Kiste verschwunden sind“, sagt Vorstandsmitglied Ulrich Geiger.

Er und seine Kollegen sind stolz darauf, Hagen von Ortloff nun in ihrer Mitte zu wissen. „Es ist toll, so ein prominentes Gesicht bei der Veranstaltung dabei zu haben“, so Geiger. Nicht weil er als Zugpferd der aktuellen Ausstellung herhalten soll, treibt Hagen von Ortloff eine gewisse Nervosität um. „Ich besitze ein seltenes Stück deutscher Modellbaugeschichte, aber mein Zug ist tatsächlich noch nie gefahren, sondern 30 Jahre daheim rumgestanden. Es wird ein Experiment“, blickt von Ortloff mit Spannung der ersten Fahrt am kommenden Samstag entgegen.

Die Ausstellung „Alte Spieleisenbahnen in Betrieb“ findet am Samstag, 28. November., von 12 bis 18 Uhr und am Sonntag, 29. November, von 11 bis 16.30 Uhr im Häussler-Bürgerforum, Schwabenplatz 3, statt. Eintritt: 5 Euro.