Die Schaufensterpuppen hat Bettina Knippert aus einem Geschäft, das geschlossen wurde.Bemalt hat sie die Puppen mit zuteils psychedelischen Motiven. Foto: Susanne Müller-Baji

Die Hobbykünstlerin Bettina Knippert stellt unter dem Titel „Emotionen in Form und Farbe“ in der Zuffenhäuser Zehntscheuer aus. Veranstalter ist der Kunstkreis.

Zuffenhausen - Ungewöhnliche Bildgründe sind das Aushängeschild von Bettina Knippert: Seit vergangenen Freitag stellt sie beim Kunstkreis Zuffenhausen in der Zehntscheuer aus. Und hat dafür unter anderem Schirme und Schaufensterpuppen verschönt – eine kunterbunte Leidenschaft, auf die sie durch die Umbrüche des Lebens gekommen ist.

Nicht voller Wolken, sondern voller Schirme hängt der Himmel von Bettina Knippert. Bereits beim Weg hinauf zum Ausstellungsraum der historischen Scheuer sorgen sie für Farbtupfer. Und die Freude an kunterbunt zieht sich auch durch die Werkschau der Autodidaktin. Mal zieren Streifen und Ringel in Komplementärfarben die rechteckigen und runden, aufeinander montierten Leinwände, mal steht eine Sonne aus Kugeln hoch am Firmament über der Stadt. Landschaften und abstrakte Experimente wechseln sich in der Ausstellung ab; die Stücke eint im Grunde nur eins: Der Spaß an der kreativen Betätigung.

Reine Hobbymalerin

„Ich bin eine reine Hobbymalerin, ohne Ausbildung oder so“, erzählt Bettina Knippert. Zum kreativen Gestalten ist sie im „Jahr der Umbrüche“ gekommen: Sie erzählt von Trennung, Umorientierung und von gesundheitlichen Einschränkungen. „Aber ich bin niemand, der gerne stillsitzt“, sagt sie. Sie ließ sich von der Freundin Leinwände und Farbe mitbringen und legte einfach los: Es folgten Ausstellungen im thüringischen Gotha, wo sie damals lebte, und später in Stuttgart, unter anderem auch bereits eine Gruppenausstellung in der Zehntscheuer.

Sie ist nun in Stuttgart-Asemwald ansässig, hat im Ländle längst ihren Lebensmittelpunkt gefunden und sich unter anderem als Physiotherapeutin selbstständig gemacht. Für Kreative sei Stuttgart hingegen ein schwieriges Pflaster, hat sie beobachtet: „Es gibt hier einfach sehr viele kreative Menschen – was einerseits natürlich schön ist, es bedeutet aber auch, dass viele zum Beispiel um Ausstellungen konkurrieren.“

Bemalte Schaufensterpuppen

Jetzt kehrt die Hobbymalerin mit einer Werkschau nach Zuffenhausen zurück, in deren Zentrum vier bemalte Schaufensterpuppen stehen: Aus den Plastikbrüsten wurden psychedelische Augen, über den Po segeln nun Schiffe. Wie ist sie darauf gekommen? „Ich kam an einem Sonntag an einem Geschäft vorbei, das aufgelöst wurde.“ Kurzerhand rief sie montags an, sicherte sich die letzten abzugebenden Torsi und ging an die Arbeit. Andererseits sind aber auch Specksteinfiguren zu sehen, die mit ihrer Aura vorgeschichtlicher Gottheiten vielleicht die Überraschung dieser Ausstellung sind: Die Steinmaserung komme erst beim Polieren ans Tageslicht, erzählt Knippert: „Das ist, als ob man einem Lebewesen beim Entstehen zusieht.“

Und dann gibt es da noch die allgegenwärtigen Regenschirme, die mal eine Gebirgslandschaft, mal ein geometrisches Muster ziert. Kann man die Schirme benutzen? „Klar, sie sind mit Acrylfarbe bemalt und wasserfest“, sagt Bettina Knippert und erzählt von einem Zwischenfall als sie am Pfingstmontag Schirme bemalte und einer davon abstürzte: „Er segelte aus dem siebten Stock auf einen Balkon im vierten; es war so elegant, wie bei Mary Poppins.“ Ihr blieb nur, bei den Besitzern des Balkons, einer japanischen Familie, zu klingeln. Manchmal sorgt Kreativität eben für ungewöhnliche Begegnungen; Spaß macht sie aber in jedem Fall.

Info Die Ausstellung in der Zuffenhäuser Zehntscheuer wird an diesem Freitag, 16. Juni, um 19.30 Uhr mit einer Vernisage eröffnet. Sie ist am Wochenende, 17. und 18. Juni, jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag, 24. Juni, von 13 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 25. Juni, von 11 bis 16 Uhr, sind die Werke ebenfalls zu sehen.