Jochen Schmidt-Rüdt hat sich von Paul Gauguin inspirieren lassen. Foto: Alexandra Kratz

Eine Nachricht aus dem Kunstmuseum Basel ist für Jochen Schmidt-Rüdt der Beginn für eine neues Schaffensphase gewesen. Das Ergebnis ist im Herbst 2015 in der Begegnungsstätte Kaltental zu sehen.

Kaltental - Eine Nachricht aus dem Kunstmuseum Basel hat Jochen Schmidt-Rüdts Leben ein kleines bisschen verändert. Anfang Februar machte das Gerücht die Runde, dass Paul Gauguins Gemälde „Nafea faa ipoipo?“ (zu Deutsch: „Wann heiratest du?“) verkauft worden sei. Jahrzehnte lang hing das Werk als Dauerleihgabe im Basler Kunstmuseum. Ein katarischer Scheich soll es nun für zirka 300 Millionen US-Dollar gekauft haben. „Das Bild wird nur noch kurze Zeit zu sehen sein, und dann für immer verschwinden“, sagt Schmidt-Rüdt. Er hat sich das Original angeschaut, und war beeindruckt von den Motiven, den Farben und der Gauguin eigenen Art des flächigen Malens.

Seitdem befinde er sich in einer neuen Schaffensphase, wie er sagt. Acht Bilder hat Schmidt-Rüdt bereits im Stile Gauguins gemalt. „Ich möchte sie nicht perfekt nachahmen. Ich interpretiere die Bilder in meinem eigenen Sinne“, sagt Schmidt-Rüdt. Auch die „Nafea“ hat er nachgemalt. Das Bild möchte er erstmals bei der Ausstellung in der evangelischen Begegnungsstätte in Kaltental zeigen.

Die Geschichte hinter den Gebäuden interessiert

Jochen Schmidt-Rüdt hat sein ganzes Leben lang gezeichnet und gemalt. Sein Vater war Architekt, habe sich aber eigentlich lieber mit der Kunst beschäftigt. „Ich komme schon aus einer Art Künstlerfamilie“, sagt der Pensionär. Sein Vater Klaus Schmidt-Rüdt und der mit der Familie befreundete Künstler Fritz Busse seien seine Lehrmeister gewesen. Die Grundlagen habe er aber auch an der Schule beigebracht bekommen. Schmidt-Rüdt war Waldorfschüler auf der Uhlandshöhe. Nach dem Abitur studierte er an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Später sattelte er ein Diplom in Sozialpädagogik drauf. Er war viele Jahre in der Erwachsenenbildung tätig, unterrichtete am Kolping-Bildungswerk und an der Altenpflegeschule im Pflegezentrum Bethanien am Onstmettinger Weg. Später war er Lehrer an der Möhringer Riedseeschule und zuletzt Rektor an der Heusteigschule im Süden.

Kunst hat er immer nebenher gemacht, davon leben konnte er nicht. In jungen Jahren waren es vor allem Feder- und Bleistiftzeichnungen, vorzugsweise von Schlössern, Burgen und den Wohnhäusern berühmter Persönlichkeiten. Schmidt-Rüdt veröffentlichte viele Kalender und Postkarten im Eigenverlag. „Dabei interessierte mich immer auch, welche Geschichte hinter den Gebäuden steckt“, sagt er.

Auf den Spuren der Dichter und Denker

Der Pädagoge reiste viel, auf den Spuren der deutschen Dichter, Denker und Erfinder war er unterwegs. Er spürte unter anderem Hermann Hesse, Ferdinand Porsche und Robert Bosch nach. Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung machte er sich auf nach Weimar in Thüringen, um zu sehen, wo Goethe und Schiller einst wirkten. „Meine Familie und ich waren achtmal in Weimar, damit ich vor Ort malen konnte.“ Damals entstand nicht nur ein Kalender, sondern auch eine Mappe mit Zeichnungen von historischen Gebäuden. Lothar Späth als Geschäftsführer von Jenoptik sponserte damals das Projekt. „Das war ein Glücksfall“, sagt Schmidt-Rüdt.

Seine Werke wurden schon in etlichen Ausstellungen gezeigt. Seine erste war 1980 im Kolping-Bildungswerk. Seit etwa 15 Jahren gestaltet er die Etiketten für die Flaschen vom städtischen Weingut Stuttgart. 2013 und 2014 zeigte er die so entstandenen Zeichnungen bei Ausstellungen im Travertinkeller in Bad Cannstatt. Außerdem malte er für die Landeshauptstadt einen Adventskalender.

Die Vernissage
zur Ausstellung „Motive von Stuttgart und Umgebung – und das wahrscheinlich teuerste Bild der Welt“ in der Begegnungsstätte an der Schwarzwaldstraße 7 ist am Mittwoch, 28. Oktober, um 14.30 Uhr. Der Künstler Jochen Schmidt-Rüdt ist anwesend. Die Ausstellung kann anschließend bis zum 10. Januar immer zu den Öffnungszeiten der Begegnungsstätte besichtigt werden. Weitere Infos unter Telefon 6 87 17 11.