Die Korntaler Künstlerin Beate Roller präsentiert bei der Jahresausstellung des Kunstvereins Fotografien. Weil die Stadthalle saniert wird, findet die Ausstellung dieses Mal in der Christuskirche statt. Im Bild: Ulli Heyd, Peter Veit und Albrecht Breunlin (von links). Foto: factum/Granville

Bei der Jahresausstellung des Kunstvereins Korntal-Münchingen in der Christuskirche geht es um Details – und das große Ganze.

Korntal-Münchingen - Ob mit Pinsel, Spachtel oder Kamera: die Mittel, mit denen ein Kunstwerk entsteht, sind vielfältig. Das ist auch bei den Mitgliedern des Korntal-Münchinger Kunstvereins nicht anders. Und doch versuchen sie einmal im Jahr, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Bei der Jahresausstellung, die noch bis zum Sonntag in der Korntaler Christuskirche zu sehen ist, sind 20 von ihnen vertreten.

Während Jahresausstellungen für Kunstvereine üblich sind, gibt es bei der Korntal-Münchinger Variante doch eine Besonderheit – die Vorgabe eines Themas. Ulli Heyd, die Vorsitzende, glaubt, dieses Mal etwas gefunden zu haben, mit dem viele Künstler etwas anfangen konnten. Grenzen sind bei ihren Ideen jedenfalls nicht gesetzt. „Mikro-/Marko-Ansichten“ heißt das Motto in diesem Jahr. Und wie immer ist es dem jeweiligen Künstler überlassen, wie er dieses interpretiert.

Marlis Weber-Raudenbusch etwa stellt in einem Zyklus eine zwischenmenschliche Beziehung dar, bei der sich beide erst ganz nah, dann aber ganz fern sind. Andere nähern sich dem Thema mit Humor. Albrecht Breunlin zum Beispiel hat plötzlich an den Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz gedacht – das Resultat ist ein einzelner Leibniz-Keks in einer Vitrine. Hinter dieser Idee steht die sogenannte Monadenlehre, die Leibniz im 18. Jahrhundert begründet hat – und die besagt, dass Monaden winzig kleine, unteilbare und bewegte Urbestandteile der Welt sind. Aus so etwas, so Breunlins Schlussfolgerung, würde dann auch der Leibniz-Keks bestehen. „Es ist eine tolle Vorstellung, dass der Keks völlig belebt ist“, sagt Breunlin – nur nicht zum Essen taugt, wie der Korntaler Künstler Peter Lorenz anmerkt.

Farbexplosionen im Weltall

Lorenz selbst hat vergleichsweise großformatige und wenig gegenständliche Bilder in der Christuskirche aufgehängt. Eines heißt „Remember Chile“, es ist die abstrakte Version der Anden-Landschaft, die Lorenz beim Flug von Santiago de Chile nach Buenos Aires gesehen hat.

Nicht jedes Bild und jedes Kunstwerk ist speziell für die Ausstellung gefertigt worden, bei manchen Stücken passte das Jahresmotto auf ältere Werke. Schon im Fundus hatte der Holzbildhauer Jean Häntsch ein Keltenkreuz, das eingerahmt wird von den Buchstaben „A“ und „O“, für Alpha und Omega – der Anfang und das Ende. Das Kreuz steht nun vorne am Altar. Marlis Mader hat die Bilder, die sie in der Christuskirche zeigt, aber extra gemalt. Sie zeigen Samen im Großformat. Da sind Samen in Nahaufnahme auf buntem Hintergrund, die aussehen wie kleine Bohnen, und die in Stücke zerfallen, als sie „rausgeschleudert“ werden, wie es Mader nennt.

Ebenfalls um Explosionen geht es bei Peter Veit. Er hat sich lange mit dem Thema auseinandergesetzt, bis ihm die zündende Idee kam. Das Resultat: Mikro-Feinstaub-Wolken im All. Veit fand die Farbexplosionen im Weltraum spannend – bei ihm sind es winzige Farbsprenkel, die in einem bräunlichen All glitzern.

Ausstellung: Die Jahresausstellung ist bis zu diesem Sonntag zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch bis Freitag von 17 bis 20 sowie am Wochenende von 11 bis 19 Uhr.

Veranstaltungen : Im Rahmen der Ausstellung ist am Samstag, 19.30 Uhr, ein Jazz-Konzert mit Fola Dada, Bobbi Fischer und Veit Hübner in der Kirche. Karten gibt es bei Blessings4you und unter www.jazzkultur.de. Am Sonntag, 10 Uhr, geht es bei einem Gottesdienst zudem um das Thema „Kunst in der Kirche“