Die Ausstellung „135-Sams-Tage“ startet im Fellbacher Stadtmuseum. Foto: Archiv

Tiefseeanzüge und blaue Wunschpunkte: Im Fellbacher Stadtmuseum eröffnet am Samstag eine Ausstellung zu der Paul-Maar-Figur „Das Sams“.

Fellbach - Was, in eine Ausstellung? Ach nö, nicht schon wieder, das ist doch tooootal langweilig. So hören es viele Eltern häufig, wenn sie sich für den Sonntagsausflug mal ein ganz besonderes Ziel auserkoren haben. Ähnliche Beschwerden des Nachwuchses dürften in den kommenden gut vier Monaten im Fellbacher Stadtmuseum allerdings kaum zu vernehmen sein. Denn mit „135 Sams-Tage“ präsentiert das Team um Museumsleiterin Ursula Teutrine von diesem Samstag an eine außergewöhnliche Mitmachausstellung, die keine Wünsche offen lässt.

Den Taucheranzug überstreifen und mit den Füßen in Flossen schlüpfen

Das durchaus im wörtlichen Sinne: Denn wer will, kann sich dort so viele blaue Wunschpunkte ins Gesicht malen, wie er oder sie möchte – und sich dann im Spiegel bewundern. Oder man kann Wünsche auf einen Zettel schreiben und an eine Wäscheleine hängen. Oder man kann sich einen blauen Taucheranzug überstreifen, wie ihn die kleinwüchsige Schauspielerin Christine Urspruch in den Sams-Kinofilmen getragen hat, zudem noch mit den Füßen in Flossen schlüpfen und durch die Räume watscheln. Man kann sich das orientalische Kleid aus „Lippels Traum“ anziehen oder die Schürze umbinden, in der Frau Rotkohl ihr streng geheimes Apfelkuchenrezept umgesetzt hat. Oder man kann die vielen ausländischen Titel der Bücher von Paul Maar buchstabieren (etwa Italienisch, Lettisch, Koreanisch oder Chinesisch – wenn man kann), die an der Wand hängen.

Man kann wie bei der Augsburger Puppenkiste eine Marionette durch die Gegend schaukeln – die übrigens den Maler Paul Maar selbst darstellen soll. Man kann ein Sams zeichnen, womöglich auf einer fliegenden Wurst, oder den Hund Bello. Und natürlich kann man sich auch in den Lehnstuhl in der Leseecke setzen – und eines der vielen schönen Bücher von Maar selber lesen oder sich zumindest vorlesen lassen.

Eine kunterbunte Entdeckungsreise – nicht nur für Kinder

Es ist eine kunterbunte Entdeckungsreise, die aber nicht nur Kinder, sondern auch junggebliebene Erwachsene begeistern müsste, sofern diese sich an eine der unzähligen Maar-Figuren erinnern – was eher häufig der Fall sein dürfte, da sein erstes Buch bereits 1968 erschienen ist und seine Werke eine Millionenauflage haben.

Es handelt sich im Übrigen tatsächlich um eine einzigartige Ausstellung: Denn es ist nicht eine aus einem anderen Museum angemietete Präsentation. Vielmehr hat Ursula Teutrine alle Exponate eigens fürs Fellbacher Stadtmuseum selbst gesucht, recherchiert, ausgekundschaftet oder bestellt. Sie war mehrere Tage bei Paul Maar in dessen wunderschönem Haus im fränkischen Bamberg und durfte für Fellbach eine Vielzahl an Kreationen mitnehmen – Originalzeichnungen, Entwürfe, Skizzen, Schriften, Drucke, Filmplakate. Und sie hat bei der Münchner Produktionsgesellschaft Collina Film von Ulrich Limmer etliche Originalutensilien erhalten – etwa jenen Taucheranzug, „den die aber selbst erst mal drei Tage im Fundus suchen mussten".

135 Tage lang werden das Sams und die vielen anderen Maar-Erfindungen in Fellbach ein kuscheliges Domizil haben – und logischerweise kann so eine Ausstellung mit dem Sams-Schwerpunkt ausschließlich an einem Samstag eröffnet werden.