Blumengeschenke sind nicht jedermanns Sache. Doch auch historisch und je nach Land gibt es Unterschiede in Brauch und Bedeutung. Foto: Horst Rudel

Wieso schenken wir? Eine neue Ausstellungen in Esslingen bietet auf diese und viele weitere Fragen rund um das Phänomen des Schenkens Antworten. Nebenbei können Besucher auch Ungeliebtes im Stadtmuseum wieder los werden.

Esslingen - In Frankreich würde ein Mann seiner Frau eher keine Uhr zum Hochzeitstag schenken. Sie könnte die Geste womöglich falsch deuten und das Ende der Ehe befürchten. In den USA ist die Uhr dagegen ein gängiges Geschenk zum Ruhestand. Geschenke sorgen nicht immer für freudennasse Augen, man kann dabei viel falsch machen. Wie viel kulturell und historisch Verblüffendes es noch zu erfahren gibt, zeigt die neue Ausstellung im Esslinger Stadtmuseum „Eingepackt. Ausgepackt. Weggepackt.“. Die Schau rund um das Phänomen des Schenkens beginnt am Sonntag, 29. November.

Erarbeitet wurde die Ausstellung von 27 Studenten des Faches Museologie an der Universität Würzburg. Mit der Herangehensweise geht man im Stadtmuseum nicht nur in Sachen Unikooperation völlig neue Wege. „Mit Anfang 20 gehören die Studenten nicht zum typischen Publikum des Stadtmuseum“, sagt der stellvertretende Leiter der Städtischen Museen, Christian Rilling, der das Ergebnis sehr spannend findet. Denn vorgegeben hatten Rilling und der Würzburger Professor Guido Fackler nur das Thema.

An der Schrottwichtel-Station wird man Ungeliebtes los

Tatsächlich macht sich das junge Alter der Macher sowohl optisch als auch inhaltlich an vielen Stationen bemerkbar. Viele Interaktive aber auch humorvolle Stationen vermitteln historisches und kulturelles Wissen auf eine spielerische Art. Was es mit Staatsgeschenken auf sich hat erfahren Besucher in einem Film, Zahlen rund ums Schenken türmen sich auf einem Paketberg, der hier und da zum Reingreifen und Ertasten einlädt. In welchen Ländern Blumen zu welchem Anlass verschenkt werden oder auch nicht, erfährt man natürlich auch.

Wer ungewollte Geschenke aus den letzten Jahren loswerden will, kann dies an der Schrottwichtel-Station im Museum tun. „Man kann sie zuhause verpacken und mitbringen oder auch hier vor Ort verpacken“, erklärt Rilling. Wer mag legt das Geschenk nicht nur im dafür vorgesehenen Regal ab, sondern nimmt im Gegenzug auch ein anderes mit und lässt sich überraschen.

Eine Muschelkette für gute Beziehung

Doch völlig ohne historische Exponate wäre die Ausstellung wohl halbgar. Doch auch Antikes sowie Frühneuzeitliches mischt sich zwischen die Stationen. Von einer spannenden Geschichte zeugt dabei eine hübsche aber fast schon schlichte Muschelkette aus Ozeanien. Die Kula-Kette ist ein Teil eines rituellen Gabentauschsystems. Bewohner der pazifischen Trobriand-Inseln nahmen sie mit auf ihre Handelsreisen und gaben sie von Insel zu Insel weiter. „So pflegten sie ihre guten Beziehungen“, sagt Rilling, der richtige Schwierigkeiten hatte, das Exponat aufzutreiben. „Ich habe sämtliche Universitäten und Museen angeschrieben. Ich wollte eine solche Kette unbedingt haben“, sagt er. Erfreulicherweise meldete sich jemand von der Völkerkundeabteilung der Universität Marburg. Begleitet wird die Ausstellung, die bis zum 31. Januar dauert, von einem kinderpädagogischen Programm.