Michaela Zeaiter mit einem ihrer Künstlerbücher Foto: Susanne Müller-Baji

Michaela Zeaiter präsentiert in der Zuffenhäuser Zehntscheuer Druckgrafiken und Künstlerbücher.

Zuffenhausen - Reduziert und doch auf eine ganz eigene Art verspielt – so wirken die Druckblätter, die seit Freitag in der Zuffenhäuser Zehntscheuer zu sehen sind. Die Arbeiten von Michaela Zeaiter entführen in eine Welt, in der es nicht um schnelle Vervielfältigung und große Auflagen geht, sondern um Inhalte und um den Entstehungsprozess selbst.

Da gibt es etwa die Blätter, die der schon seit der Antike überlieferten Temperamentenlehre nachspüren: Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker charakterisiert die in Zuffenhausen ansässige Künstlerin in Druckblättern, die ein klein wenig an die Bildtafeln alter medizinischer Fachbücher erinnern. Schaut man genauer hin, entdeckt man auch die jeweils zugeordneten Organe und Elemente, die ihrerseits auch über die verwandten Druckstöcke entschieden: Beim Choleriker mit seinem wahrhaft feurigen Temperament kamen etwa Grillrost und Feuerzeug zum Einsatz.

Feingefühl und ein gutes Händchen

In der Serie „Heute abend“ nach einem Text des portugiesischen Schriftsteller António Lobo Antunes führt Michaela Zeaiter den Materialdruck zur Meisterschaft: Die Spitzenborten wirken so echt, dass man fast nach ihnen greifen möchte – ein so klarer Abdruck einer textilen Struktur setzt Feingefühl und ein gutes Händchen für die Andruckstärke voraus. Hinzu kommt der kreative Einsatz von Transparentpapier, der mit einer beschriebenen Vorder- und mit einer bedruckten Rückseite zwei weitere Ebenen zu den ohnehin schon vielschichtigen Blättern hinzufügt. In ihrer Symbolik sind sie übrigens ähnlich ambivalent wie der zugrunde liegende Text, in dem der Friedhof zum Kinderspielplatz wird und die Grüfte mit ihren Häkeldeckchen und Papierblumen an Puppenhäuser erinnern.

In der Raummitte wartet überdies eine Besonderheit auf die Gäste: Die dort präsentierten Bücher hat Michaela Zeaiter von Hand gedruckt und gebunden. Wie kam es dazu? Sie habe an der Ostsee studiert und mehrere Stipendien im Künstlerhaus Ahrenshoop absolviert, erzählt Zeaiter. Ein Projekt brachte schließlich ehemalige Stipendiaten zusammen – Schriftsteller und bildende Künstler. Dabei entstanden keine Illustrationen im herkömmlichen Sinn, sondern es kam vielmehr zu einem ein recht freien Dialog zwischen Wort und Bild.

Merkwürdig zeitlos wirken die Bücher und die anderen Exponate der Werkschau – vielleicht bedingt durch ihren künstlerischen Ausdruck oder weil sie auf langer Handwerkstradition basieren. Vielleicht aber auch, weil bei aller Schlichtheit so viel Liebe zum Detail in ihnen steckt: „Mich interessiert am Druck nicht die Vervielfältigung, sondern das Prozesshafte seiner Entstehung“, sagt Michaela Zeaiter. Das Schöne daran: Die Gäste dürfen dem in aller Ruhe auf den Grund gehen und geschützt durch Galeriehandschuhe sogar in den wertvollen, in Kleinst-Auflagen gefertigten Büchern blättern.

Die Ausstellung„geDRUCKt“ ist bis 17. April in der Zuffenhäuser Zehntscheuer, Zehnthof 1, zu sehen. Geöffnet ist samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 15 Uhr.