In ihrem Atelier am Kelterberg hat Ingrid Schütz Fundstücke gesammelt und für die Galerie Zero Arts an der Ostendstraße zu Installationen zusammengefügt. Foto: Sabine Schwieder

Ingrid Schütz, Mitglied des Vaihinger Kunstvereins Kultur am Kelterberg, hat für ihre Ausstellung im Stuttgarter Osten mit dem Titel „Geschmack der Erinnerung“ die Handarbeitsproben ihrer Großmutter zum Ausgangspunkt genommen.

Vaihingen/Stuttgart-Ost - Eigentlich ist Ingrid Schütz vom Kunstverein Kultur am Kelterberg bekannt für ihre Vorliebe für weiße Punkte auf rotem Grund. Ausgangspunkt ihrer neuen Ausstellung in der Galerie Zero Arts im Stuttgarter Osten war jedoch ein Fund im Haus ihrer Eltern. In einer Schublade fand die Künstlerin schwarze Mappen mit wunderschönen Handarbeitsproben und Zeichnungen ihrer Großmutter, die sie mit eigenen Arbeiten, Fotografien und zahlreichen Alltagsgegenständen zu Installationen zusammenfügte. Die Ausstellung mit dem Titel „Geschmack der Erinnerung“ wird am Freitag, 11. November, um 20 Uhr eröffnet.

„Ich sammle alles“, sagt Schütz, die in ihrem Atelier am Kelterberg von Kuscheltieren über alte Papiertüten bis zu Retro-Blechbüchsen viel Kurioses in Kisten aufbewahrt. Ursprünglich hat die in Heidenheim geborene Künstlerin in Berlin Malerei studiert, doch schon bald hat sie sich der Installationskunst verschrieben. „Wenn zwei Dinge aus verschiedenen Bedeutungsfeldern zusammengesetzt werden, dann gibt es Funken, es entsteht etwas Neues“, beschreibt sie ihre Arbeit.

Beeindruckende künstlerische Herangehensweise

Die liebevoll gestalteten Mappen mit Arbeitsproben ihrer Großmutter Margarete Zweigle fand Ingrid Schütz in ihrer Intensität und künstlerischen Herangehensweise beeindruckend. Die junge Frau hatte in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Ausbildung zur Handarbeitslehrerin an der Frauenarbeitsschule in Esslingen absolviert. Die Proben – gestickt, genäht, geknüpft und geklöppelt – sowie Zeichnungen von Modellen sind unter Überschriften wie „Flicken und Kunstnähen“, „Zierstiche“ oder „Weißsticken“ zusammengefasst. Die Überschrift „Gebundene und freie Techniken“ gefiel Schütz so gut, dass sie die Worte als Untertitel für ihre Ausstellung wählte.

Einige der Kleinode hat die Künstlerin mit eigenen Fundstücken zu einer großen, in ihrer Vielfalt fast schon erdrückenden Wandinstallation zusammengesetzt. Da ist viel Kurioses dabei: die abgeschnittenen Haare der Tochter beispielsweise, die in einem Handmixer hängengeblieben war. Eine Keksdose mit russischer Aufschrift. Kästchen mit Fotos, Wasser, so nah fotografiert, dass es merkwürdige Effekte ergibt. Auch die obligatorischen Pünktchen fehlen nicht: neben dem Foto eines Fliegenpilzes ist auch die Zeichnung eines rot-weißen Kleides zu sehen, mit dem während eines Studienaufenthaltes in Barcelona die rot-weiße Phase der Künstlerin begonnen hat.

„Geschmack der Erinnerung“

„Man muss aber nicht meine Geschichte zu den Arbeiten kennen“, betont Ingrid Schütz, „es geht darum, bei den Betrachtern eigene Gefühle, Assoziationen und Erinnerungen zu wecken.“ Dabei kommt es ihr weniger auf konkrete Erzählungen an als auf das Gefühl, das nicht Fassbare, eben den „Geschmack der Erinnerung“. Warum unter dem großen Kuschelpanda beispielsweise Törtchenformen mit blutroten Flecken aus einer Kiste quellen, kann und will sie nicht genauer erklären. Offenkundiger ist es bei den meist schwarz-weißen Fotos von Häusern, die aus dichtem Nebel auftauchen oder hinter Regentropfen verborgen sind: Hier geht es um Erinnerungen, die allmählich verschwinden.

Vernissage Die Ausstellung „Geschmack der Erinnerung“ mit Installationen, Fotografien und Zeichnungen von Ingrid Schütz in der Galerie Zero Arts, Ostendstraße 16, wird am Freitag, 11. November, um 20 Uhr eröffnet. Zu sehen sind die Arbeiten nach telefonischer Vereinbarung unter den Nummern 2 62 59 12 oder 01 73-3 12 77 74. Showdown wird am Freitag, 9. Dezember, ab 20 Uhr sein.