Mehrmals im Jahr wird das Architekturbüro Heller in der Mezgerstraße zu einer außergewöhnlich schönen Galerie. Foto: Sabine Schwieder

Im Architektenbüro von Tilman Heller werden mehrmals im Jahr Ausstellungen gezeigt, die dessen Vater Martin initiiert hat. Am Sonntagmorgen wird die derzeitige Schau „Herbstgäste“ eröffnet, für die elf ehemalige Kollegen des Kunsterziehers aus ihren Arbeiten ausgewählt haben.

Vaihingen - Bisher hatten die Ausstellungen in der Galerie Heller in der Mezger-straße eher privaten Charakter. Das auf dem Grundstück des letzten Bürgermeisters von Vaihingen erbaute Haus des Architekten Tilman Heller beherbergt neben einer kleinen Wohnung vor allem ein Architekturbüro. Doch schon bei der Planung des 2013 gebauten Hauses war klar: Hier soll einmal Kunst gezeigt werden. Aus dem privaten Raum wird eine Art künstlerischer Salon. Gemeinsam mit seinem Sohn Tilman leitet der ehemalige Kunsterzieher Martin Heller die Galerie.

Am Sonntag, 25. September, um 11 Uhr wird „Herbstgäste“ eröffnet, eine Schau, zu der zwölf unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler beigetragen haben. Ihnen allen gemeinsam: sie haben sich in Schule, Studium oder Beruf kennengelernt. Alle zwölf sind ehemalige Kunsterzieher, die über viele Jahre hinweg das Pädagogendasein mit dem der freien Kunst unter einen Hut bringen mussten.

Heller hat Gleichgesinnte um sich geschart

„Das ist jetzt im Alter einfacher“, gesteht Martin Heller. Für die „Herbstgäste“-Ausstellung hat er Gleichgesinnte um sich geschart, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. „Tilman und mir war dabei der persönliche Kontakt sehr wichtig, und wir wollen Künstler vorstellen, die momentan nicht so en vogue sind“, erklärt der Galerist, der selbst von den Bauhaus-Künstlern beeinflusst ist und bei dem Stuttgarter Expressionisten Hermann Sohn gelernt hat. Er hat einige persönlich gehaltene Landschaften und Collagen beigetragen.

Da die Galerie nicht kommerziell ausgerichtet ist, gibt es auch weniger bekannte Neuentdeckungen zu machen – neben arrivierten Künstlern wie Max Schmitz. Dessen Stahlplastiken sind auf den hohen Fensterbänken des Heller-Hauses platziert, und seine Entwürfe für den öffentlichen Raum passen gut zu den südlichen und alpinen Landschaften von Jürgen Zeller, Kunsterzieher am Fanny-Leicht-Gymnasium. Mit Keramik hat sich Volker Haas beschäftigt, dessen „Sitzender auf Thron“ und Tonreliefs Geheimnisse zu bergen scheinen.

Stolz verfolgt einen kritischen, tagespolitischen Ansatz

Einen kritischen, tagespolitischen Ansatz verfolgt der Kunst- und Englischlehrer Bernhard Stolz. Seine Zeichnungen mit Tusche, Feder und Bleistift sind vielfach autobiografisch. So „On fire“, das eine Häuserreihe unter einem Feuerhimmel zeigt. Der angekokelte Papierrand täuscht: es ist alles per Hand gezeichnet.

Als Überraschung erwiesen sich die farbigen Gemälde von Franz Rief. Es sind fantastische Welten, für deren „Hängung“ die Galerie ideale Bedingungen bietet. „Man kann die Bilder mit Nägeln an den Holzwänden anbringen“, erläutert Architekt Tilman Heller, „Schnüre sind nicht nötig.“

Eindrücke von Reisen und Familie stehen im Kontrast zu Reliefs und Objekten

Zu den traditionell arbeitenden Künstlern zählt Waltraud Stoll, die Eindrücke von Reisen und der Familie beigesteuert hat. Im Kontrast dazu stehen die Reliefs und Objekte von Werner Lehmann. Sein „Museum“ aus Ton, Karton und Acryl ist ein Ratespiel durch die Kunstgeschichte, seine expressionistischen Figuren zeigen eine leicht makabre Welt. Franz Schiberna, 1958 nach dem Ungarnaufstand nach Stuttgart geflohen, hat arkadische Landschaften gestaltet. „Das ist auch einer dieser Stillen“, beschreibt Galerist Heller die Faszination seiner Zeichnungen und Linolschnitte.

Aus Plexiglas und Metall sind die Plastiken von Ingrid Dahn, deren meist weibliche Figuren je nach Blickwinkel schmal oder voluminös wirken. Wolf-Dieter Fröscher hat auf einer schwarzen Wand Erinnerungen an einen Frankreichaufenthalt in zu jeweils vier Quadraten zusammengefassten Stillleben verarbeitet. Wenn das Obst von Bild zu Bild reifer wird, zeigt das „Die Zeit, die verrinnt“. Darauf nehmen auch die Bleistiftzeichnungen von Volker Heilbronner Bezug, die der Lehrer des Hegel-Gymnasiums während vieler Konferenzen gezeichnet hat. Von ihm sind auch Fundstücke zu sehen, die er teils mit der Feile oder mit einem Kunststoff bearbeitet hat.

Herbstgäste Die Ausstellung in der Galerie Heller, Mezgerstraße 27 in Vaihingen, wird am Sonntag, 25. September, um 11 Uhr eröffnet. Karl-Heinz Simon, selbst Künstler und Germanist, wird in die Schau einführen, die bis zum 16. Oktober samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen ist.