Ein Papagei beim Verlassen seiner Bruthöhle. Die Fotografin hat ihm den Namen Gregorius gegeben. Foto: Tomoko Arai

Zum zweiten Mal stellt die Fotografin Tomoko Arai ihre Bilder der Cannstatter Papageien aus. Sie erkennt fast jedes einzelne Tier und hat den Gelbkopfamazonen auch Namen gegeben. Am Sonntag, 22. November, ist die Vernissage zur Ausstellung.

Bad Cannstatt - Tomoko Airai erkennt Penelope und ihre Artgenossen an den erfrorenen Zehen. Zwar haben sich die Gelbkopfamazonen, die eigentlich in Mexiko ihren natürlichen Lebensraum haben, gut an das Bad Cannstatter Klima angepasst, die kleinen Krallen leiden aber doch manchmal im Winter. Rund 60 Exemplare der Papageien leben derzeit als einzige Brutpopulation außerhalb Amerikas am Neckar. Sie alle sind wahre Fotomodelle. Täglich knipst Arai rund 400 Fotos von den Amazonen. Die schönsten Motive zeigt sie ab Sonntag zum zweiten Mal in einer Ausstellung in der Galerie Nestel.

Seit 2011 ist die gebürtige Japanerin, die vor 13 Jahren nach Deutschland gekommen ist, den Tieren verfallen. Nicht nur an den Krallen erkennt sie die Vögel, die im Unteren Schlossgarten, dem Rosensteinpark sowie rund um den Wilhelmsplatz, die Waiblinger und die Daimlerstraße ihre Reviere haben. Auch an der Gelbfärbung des Kopfes. „Erst bei den erwachsenen Tiere ist er ganz gelb“, erklärt die Esslingerin, die mit ihrem selbst erworbenen Wissen mittlerweile auch Wissenschaftler unterstützt. Beim Blick auf ihre Fotos weiß sie sofort, wer Momo und Girolamo, Mimi und Rodolfo oder Odysseus und eben Penelope sind. Die Namen hat sie sich selbst ausgedacht.

Wie die Kamikaze-Flieger im Sturzflug

Wegen Amazone Thea ist Tomoko Arai vergangenen September sehr erschrocken. Sie wurde verletzt gefunden, vermutlich ist war sie von einem Auto angefahren worden. „Die Papageien schießen manchmal wie die Kamikaze-Flieger im Sturzflug über die Straßen“, erklärt Arai, wie der Unfall passieren konnte. Sie identifiziere das Tier damals , ein Tierarzt hat es gesund gepflegt und Thea wurde in Bad Cannstatt wieder in die Freiheit entlassen. Die ganze Geschichte präsentiert die 46-Jährige in der Ausstellung.

Wochenenden oder Urlaub gibt es für Tomoko Arai seit ihrer Amazonen-Leidenschaft nicht mehr. Jeden Tag ist sie zum Sonnenaufgang an den Schlafplätzen und fotografiert die Tiere beim Aufwachen in ihren Platanen – im Sommer um 6 Uhr, derzeit um 7 Uhr. Durch die täglichen Studien lerne sie mittlerweile sogar, die Schreie der Papageien zu deuten. Sie nennt sie selbstverständlich Gesang. „An einem Regentag klingen sie zum Beispiel ganz traurig.“

Die Tiere sind ein Leben lang treu

Dass die Papageien sich schon mit zwei Jahren auf Partnersuche begeben, obwohl sie erst mit fünf Jahren geschlechtsreif werden, findet die Fotografin „total süß“. Die Tiere sind ein Leben lang treu – außer der Partner stirbt. Im Fall von Amazone Thea gab es da ein Missverständnis. Da sie nach dem Unfall wegen der gebrochenen Flügel lange in Behandlung war, dachte ihr Partner, sie komme nicht wieder und suchte sich eine neue Frau. Zurück in Cannstatt war Thea zunächst sehr einsam. Tomoko Arai hat aber gute Nachrichten: „Sie hat inzwischen wieder ein Männchen gefunden.“

Ausstellung:
Die Fotos von Tomoko Arai sind von Montag, 23. November, bis 6. Dezember täglich von 11 bis 18 Uhr in der Galerie Nestel an der Wilhelmstraße 17 zu sehen. Arai ist jeden Tag vor Ort und beantwortet die Fragen der Besucher. Die Vernissage ist am Sonntag, 22. November, um 17 Uhr.