Die geschnitzten böhmischen Hirten stammen aus der Sammlung von Gerhard Raff. Foto: Jürgen Brand

In der neuen Ausstellung im Muse-O in Gablenberg dreht sich alles um die Darstellung der Weihnachtsgeschichte – mal künstlerisch wertvoll, mal ganz arg kitschig.

S-Ost - Die Männer schauen alle ganz ernst. Mal drücken ihre Blicke aus, wie überrascht sie sind, mal überwiegt die Neugierde, manche scheinen sich eher zu fragen, was da wohl passiert sein mag und was es für die Zukunft bedeutet. Die 14 großen Holzfiguren stellen Hirten dar und stammen aus der heute zu Tschechien gehörenden Region Böhmen und Mähren. Dort entstand eine vielfältige und auch durch die feine Schnitzkunst künstlerisch bedeutsame Krippenkultur. Die Figuren, die jetzt im Muse-O zu sehen sind, entstanden vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts.

Gerhard Raff hat eine große Krippen-Sammlung

Der bekannte Stuttgarter Historiker Gerhard Raff, der in Degerloch lebt, sammelt seit vielen Jahren Krippen. Wenn Museen wie aktuell der Museumsverein Stuttgart-Ost oder auch das Stadtmuseum Gerlingen Krippenausstellungen planen, ist Raff ein begehrter Ansprechpartner und Leihgeber. In dem Fall haben beide Ausstellungsmacher von Raffs Sammelleidenschaft profitiert. Im Muse-O am Schmalzmarkt sind nicht nur die böhmischen Hirten Leihgaben aus seiner Sammlung, auch eine noch größere Marktfrau aus einer neapolitanischen Krippe aus der Zeit etwa um 1800 und eine provenzalische Krippe aus den 1960er Jahren stammen aus seiner Sammlung. Damit sind in der Gablenberger Ausstellung drei große Krippenbautraditionen abgedeckt – zu sehen sind aber noch viel mehr ganz unterschiedliche Darstellungen der Weihnachtsgeschichte.

Als der Kurator der Muse-O-Ausstellung, Ulrich Gohl, mit der Planung begann, war er selbst sehr gespannt, wie viele Krippen im zur Verfügung gestellt werden würden. In Aufrufen, die auch in dieser Zeitung erschienen, bat er um Krippen möglichst aus aller Welt. Die Resonanz überraschte ihn: Von den jetzt im Muse-O gezeigten 81 Krippen stammen rund 60 von Stuttgartern, die die Aufrufe gelesen hatten.

Mit den Krippen sind oft persönliche Geschichten verbunden

Zu sehen sind beispielsweise eine aus Olivenholz geschnitzte Krippe aus Bethlehem, eine Krippe des Mapuche-Volkes aus Chile, eine Künstlerkrippe aus Finnland, eine zwölfteilige Krippe mit einer Kokosnusshütte aus Sierra Leone. Mit vielen ist eine kleine persönliche Geschichte der Leihgeber verbunden, die in einem in der Ausstellung ausliegenden Heft nachgelesen werden kann. Keine Geschichten gibt es zu den unvermeidlich zu Weihnachten gehörenden Kitschkrippen, die auch zu sehen sind, etwa eine Krippe aus Überraschungs-Ei-Inhalten, eine Handy-Hülle mit Krippenmotiv von den Philippinen oder auch die Langspielplatte mit dem Titel „Deutsche Weihnacht“ von Heino aus dem Jahr 1974 mit einer Pop-up-Krippe.