Friedrich Bretz, Inge Epping, Margarete Maier und Reiner Gorges (von links) haben die Exponate der Ausstellung zusammen getragen. Der Möhringer Soldat Richard Vogt überlebte den Krieg und ist deshalb als Aufsteller zu sehen Foto: Waltraud Daniela Engel

Das Heimatmuseum zeigt unter dem Titel „Zur Erinnerung und Mahnung“ Exponate aus dem Ersten Weltkrieg. Rund 2000 Möhringer wurden damals eingezogen – 170 von ihnen fielen auf dem Schlachtfeld.

Möhringen - Günther, Kies, Staiger, Wolf. Fast alle Familien in Möhringen haben mindestens einen ihrer Söhne im Ersten Weltkrieg verloren. Zum Gedenken der 170 Gefallenen steht seit 1923 ein Ehrenmal auf dem Möhringer Friedhof, die Namen der Toten in Stein gemeißelt.

„Man hat die jungen Männer unter falschen Vorgaben in den Krieg gelockt“, sagt Inge Epping. Statt nach vier Wochen siegreich heimkehren zu können, verbrachten die Soldaten oft Monate in Schützengräben, so die Leiterin des Heimatmuseums. Sie hat zusammen mit einer Projektgruppe der Initiative Lebensraum Möhringen (Ilm) die Ausstellung „Zur Erinnerung und Mahnung“ für das Möhringer Heimatmuseum zusammen getragen und sich deshalb intensiv in die Geschichte des Ersten Weltkrieges eingearbeitet.

Werte eingeimpft

Um das Vaterland zu verteidigen, seien Möhringer Bauernsöhne euphorisch in den Krieg gezogen, ohne auf die Schrecken der Gasanschläge und Granaten vorbereitet zu sein. „Manche trugen beim Abschied sogar Blumen am Revers“, sagt Epping. „Den jungen Männern wurden Werte eingeimpft, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können“, ergänzt Margarete Maier von der Projektgruppe. Erst als in Möhringen in der Turnhalle der Schule ein Lazarett eingerichtet worden sei, wurde den Einwohner das Ausmaß des Krieges klar.

Die verschiedenen Exponate für die Ausstellung zusammen zu tragen, war nicht immer leicht: Früher habe man alles auf dem Dachboden gesammelt – Briefe, Fotos und Andenken erklärt Maier. Da der Möhringer Ortskern rund um die Martinskirche im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, seien viele zeitgeschichtlichen Zeugnisse vernichtet worden. „Auf dem Rathaus registrierte man die Toten quasi mit der Hand am Arm“, sagt Maier. Obwohl das Museum auch Feldpostbriefe als Leihgabe erhalten hat, sind diese nicht ausgestellt. Der Soldat der sie geschickt habe, sei gefallen, so Epping. Aus rechtlichen Gründen sei seine private Post nicht in die Schau ausgenommen worden.

Mit Händen und Füßen kommuniziert

Eine Anekdote zum Schmunzeln erzählt Margarete Maier den Besuchern bei all den Geschichten um das Leid des Krieges allerdings gerne. Ein Zeitzeuge berichtete ihr, dass er im Krieg in Frankreich versuchte, in einer Bäckerei Brot und Käse zu ergattern. Nach vergeblichen Versuchen, mit Händen und Füßen zu kommunizieren, fluchte er „Jetzt ... mich doch am Arsch“, woraufhin die Bäckerin den Käse über die Theke schob. „Schließlich hörte sich das Gefluche wie das französische Wort für Käse – nämlich fromage – an“, sagt Maier.

Die Ausstellungseröffnung im Spitalhof war eigentlich zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs im August geplant. „Das Glück, dass das Gebäude in den Sanierungsplan der Stadt aufgenommen worden ist, war gleichzeitig ein wenig Pech für uns“, sagt Epping. Die bereits fertig konzipierte Ausstellung musste quasi über Nacht eingemottet werden. Dafür seien jetzt alle Fenster erneuert worden und die Ausstellungsräume frisch gestrichen.

Das Team sucht noch Unterstützer

„Ein Missstand bleibt aber nach wie vor: Es gibt keinen Lift“, sagt der Vorsitzende der Ilm, Friedrich Bretz. Um diesen zu beheben, habe man schon mehrfach versucht, Sponsoren für einen Aufzug zu gewinnen – bislang immer ohne Erfolg. „Wir würden auch eine Plakette ,Gesponsort von . . .‘ anbringen“, verspricht Epping.

Für künftige Ausstellungen sucht das Team tatkräftige Unterstützung. Da die Vorbereitungen für eine Ausstellung sowie die anschließenden Öffnungszeiten des Museums ausschließlich von Ehrenamtlichen organisiert werden, sucht Inge Epping dringend Helfer. Dabei müssen Helfer keine studierten Historiker sein. „Sie haben alle Zeit der Welt sich hier einzuarbeiten“, sagt Epping. Dabei seien auch Neuzugezogene herzlich willkommen. „Als praktizierte Integration sozusagen“, ergänzt Reiner Gorges.