Fenstersauger zum Verwechseln: Links zeigt Christine Lacroix den echten. Die Ausstellung „Original versus Fälschung“ ist derzeit im Haus der Wirtschaft in Stuttgart zu sehen Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Wirtschaft entsteht durch Plagiate Schaden in Milliardenhöhe. Von Produktnachahmungen sind auch Unternehmen in der Region betroffen. Das Haus der Wirtschaft zeigt bis zum 20. Mai in der Ausstellung Plagiarius „Original versus Fälschung“ die dreistesten Plagiate.

Stuttgart - Klar, die Ledertasche auf dem Schnäppchenmarkt in Schanghai muss ein Plagiat sein. Für diesen Preis wäre das Original eines französischen Designers auch in China nicht zu bekommen. Aber die Tasche sieht dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich. Also wird sie gekauft.

„An solchen Mitbringseln hat man einen Moment Freude. Doch bald ärgert man sich darüber, dass sie kaputt gehen“, warnt Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius davor, Nachahmungen zu kaufen. Denn der Kunde werde damit nicht glücklich. Und die Unternehmen, die Geld und Zeit in die Entwicklung ihrer Produkte investiert haben, würden um ihr geistiges Eigentum gebracht.

Wie schwierig es mitunter ist, Original und Fälschung zu unterscheiden, zeigen die Produkte im Haus der Wirtschaft: Der in China nachgemachte Fenstersauger von Kärcher mit Sitz in Winnenden oder das ebenfalls aus China stammende Plagiat des Trennschleifers Ts 400 der Stihl AG aus Waiblingen unterscheiden sich nur durch den Aufdruck des Firmennamens vom Original – und den kann man schnell übersehen.

Ohne Schutzrechte ist der Kampf gegen Nachahmer oft erfolglos

Wie schwierig es ist, gegen die Nachahmer vorzugehen, hat Joachim Egelhof von der Firma Renfert erfahren. Bei der Zahntechnikfirma mit Sitz am Bodensee glaubte man, dass sich Produktpiraten nicht für ein kleines Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 30 Millionen Euro interessieren.

Doch dann tauchte bei einem Händler in China ein Gerät zum Entfernen von überschüssigem Material bei den Abdrücken von Kiefern auf – und zwar zu einem Bruchteil des regulären Preises. „Da wir keine Schutzrechte angemeldet hatten, war unser Kampf gegen die Nachahmer bisher erfolglos“, sagt Egelhof.

Der Händler verkaufe das Plagiat noch immer. „Da das Gerät schnell kaputt geht und die Handhabung gefährlich ist, entsteht für uns ein ungeheurer Imageschaden“, sagt Egelhof. Sein Unternehmen hat das Gerät mittlerweile weiterentwickelt, die Schutzrechte, also Patent und Gebrauchsmuster, eintragen lassen und die Mitarbeiter zur Vorsicht angehalten. „Früher wurden Zeichnungen auch in den Papierkorb geworfen. Das passiert nicht mehr“, sagt Egelhof.

Gefälscht wird alles: Parfüms, Spielzeug, Vibratoren, medizinische Geräte

75 Prozent der Plagiate gehen laut Lacroix aufs Konto der Chinesen. Die Deutschen belegen laut Lacroix aber Platz 2. Gefälscht wird alles: Parfüms, Spielzeug, sogar Vibratoren und medizinische Geräte.

Und da wird es lebensbedrohlich: „Wir haben ein Notfallbeatmungsgerät mit hohen Ausfällen“, sagt Lacroix. Regierungspräsident Johannes Schmalzl, der die Ausstellung eröffnete, stellte fest, wie wichtig der Schutz des geistigen Eigentums gerade für die innovativen Unternehmen Baden-Württembergs ist.

Die Ausstellung ist bis 20. Mai montags bis freitags, 11 bis 18 Uhr, im Haus der Wirtschaft, Willi-Bleicher-Straße 19, zu sehen.