Gisela Gansert (l.) und Christa Schrickel mit einer ihrer Arbeiten. Foto: Susanne Müller-Baji

Gisela Gansert und Christa Schrickel zeigen im Stammheimer Bezirksrathaus Gemälde zwischen exotisch und experimentell.

Stammheim - Im Beruf ist man nicht mehr so stark gefordert oder schon im Ruhestand, die Kinder sind aus dem Haus – und jetzt? Zwei, die darauf eine mitreißend bunte Antwort gefunden haben, stellen seit Donnerstag vergangener Woche im Stammheimer Bezirksrathaus aus: Gisela Gansert und Christa Schrickel zeigen beide Stillleben und Landschaften, jedoch aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln.

Beide Freizeitmalerinnen waren früher in der Verwaltung beschäftigt, mit Amtsgängen kennen sich also quasi aus. Dass diese für sie im Ruhestand zur Galerie werden würden, hätten sie sich damals aber wohl nicht träumen lassen. Kennengelernt haben sich die beiden Frauen dann übrigens auf der Alternativen Kunstschule Kornwestheim, wo sie sich das Rüstzeug für ihre Berufung holten. Dass sie sich beide bevorzugt mit der Stillleben- und Landschaftsmalerei befassen, ist eine weitere Gemeinsamkeit. Und doch ist in der neuen Ausstellung die jeweilige Handschrift unverkennbar. Kein Wunder, dass Gansert und Schrickel da ihre Werkschau mit einem Zitat des Autors Christian Morgenstern überschrieben haben: „Man sieht oft etwas hundert Mal, ehe man es zum ersten Mal wirklich sieht.“

Eine Welt voller großformatiger Blüten

Leuchtende, fast schon poppige Farben – so malt sich etwa Christa Schrickel die Welt: Eine Welt voller großformatiger, gerne auch exotischer Blüten: Auf der Bananenstaude schimmern noch Wassertropfen und die Purpurgladiole macht ihrem Namen alle Ehre. Taucht zwischen diesen Wunderwerken der Botanik doch einmal eine Landschaft auf, handelt es sich dabei zumeist um riesenhafte Wellen in verführerischem Türkis – ein bisschen Surfers Traum, ein bisschen Hokusais „Große Welle“. Der Malerei hat sie sich gezielt verschrieben: Mit dem Ruhestand 2002 sollte ein neues Hobby her. Heute arbeitet sie meist in der Acryl-Lasurtechnik, bei der die Farben in Schichten aufgebaut werden, bis sie aus sich heraus zu leuchten scheinen.

Ganz anders wirken hingegen die Arbeiten von Gisela Gansert: Sie hat sich bereits 1985 der Malerei verschrieben, und noch immer sind ihre Bilder ihr vor allem eines: ein kreatives Spielfeld voller Möglichkeiten. Sie zeigt nun erdfarbene Hommagen an die Felsmalereien von Lasceaux, und Arbeiten, die der fast mythischen Kraft der Farbe Blau nachspüren. Hinzu kommt ein ausgesprochen spielerischer Einsatz der Materialien: Die in sanften Ei-Tempera-Tönen gehaltene Landschaft „Der erste Raureif“ wird durch Akzente in Ölfarbe gehöht, die Zitronen eines Stilllebens sind in der Enkaustik-Technik mit geschmolzenen Wachskreiden gestaltet.

Und Hausherrin Susanne Korge? Die Stammheimer Bezirksvorsteherin eröffnete die Ausstellung am Donnerstag und zeigte sich begeistert. Für die Künstlerinnen gab es vorweihnachtlich Süßes: „Vor Weihnachten schmecken die Sachen doch ohnehin am besten.“ Und für die Besucher den Verweis auf das Gästebuch: „Sie dürfen da ruhig reinschreiben, dass Sie es auch schön finden.“ Und wer weiß: Vielleicht entdeckt so mancher beim Rundgang auch sein Interesse an der Malerei oder gar seine Berufung für die Zeit nach dem Beruf.