Foto: Susanne Müller-Baji

Luciano Moral zeigt seine fantasievollen Arbeiten im Bezirksrathaus in Weilimdorf. Der spanische Maler liebt intensive Farben und verbindet zudem Kunst mit Dichtung. So kommt zum Beispiel Federico García Lorca in seinen Bildern zu Wort.

Weilimdorf - Zwei Gesichter verschmelzen zu einem, und der Stuhl ist eine Uhr: Am Dienstag eröffnete im Weilimdorfer Bezirksrathaus die Werkschau von Luciano Moral. Ornamental und verspielt zieren seine Gemälde nun die Amtsgänge, mit surrealen Akzenten hier und da. Der Ausstellungstitel „Caminos“ („Wege“) ist bezeichnend, denn weite Wege hat der spanische Maler durchaus zurückgelegt.

Zum einen ist da der Weg von Avila und Madrid, wo er Kunst studiert hat, bis ins Ländle, wohin ihn einst die Liebe verschlug. Zum anderen gibt es da auch noch eine Episode, die seine Sichtweise auf das Leben und seinen künstlerischen Ausdruck geprägt hat: Moral erzählt, wie er sich mit 15 Jahren in eine Zirkusartistin verliebte, von zu Hause ausrückte und halbes Jahr lang in einer Zirkusfamilie lebte – „während mich mein Vater mit der Polizei gesucht hat, aber so war das“.

Von Farben, Ornamenten und integrierten Texten

Mittlerweile lebt er in Ditzingen; die Liebe zu intensiven Farben und verspielten Sujets ist ihm dennoch geblieben. Die Malweise ist lasierend und lässt an Seidenmalerei denken. Der Eindruck ist da am stärksten, wo die Bildsprache ornamental wird: In den traditionellen Fliesenmustern im Hintergrund eines Porträts, im Federkleid eines Vogels, der eine menschliche Silhouette überlagert. Eine Zeit lang hat Moral bevorzugt Zirkusszenen gestaltet und immer wieder Liebespaare abgebildet, mittlerweile hat er sein Repertoire erweitert und integriert auch Texte in seine Bilder – am liebsten auf spanisch.

So kommt der surrealistische Dichter Federico García Lorca (1898 - 1936) in der Weilimdorfer Ausstellung gleich mehrfach zu Wort. Und immer wieder stößt man auf Kreuzformen: Neben dem Eingang zum Amtszimmer von Bezirksvorsteherin Ulrike Zich hängt etwa ein Gemälde, bei dem die spanischen Begriffe für „Kunst“ und „Wörter“ sowie „Buchstaben“ und „Zahlen“ die Balken eines Kreuzes ergeben. In ihrer Schnittmenge entsteht ein goldenes Rechteck – und gerade das ist der Ort, an dem sich Moral sieht: In einem Zwischenraum zwischen dem geschriebenen Wort und dem gemalten Bild.