Klaus und Karin Feuchtinger arbeiten am liebsten in Italien. Foto: Ina Schäfer

Sie verwenden beide unterschiedliche Techniken, doch beide sind abstrakt: Karin und Klaus Feuchtinger zeigen ihre Werke im Augustinum in Stuttgart-Nord.

S-Nord - Die Feinheiten erschließen sich häufig erst auf den zweiten Blick. Der Schnipsel eines Tickets, ein kleines Stück einer Serviette, Fotografien oder Kassenzettel: Karin Feuchtinger hortet ganze Kartons voller Fundstücke und Mitbringsel, die sie irgendwann für eine ihrer Collagen verwenden könnte. Dann werden die Dinge aufgeklebt und mit Ölkreide übermalt.

Ihre Werke sind derzeit im Augustinum am Killesberg ausgestellt – zusammen mit den Ölmalereien ihres Ehemannes Klaus Feuchtinger. Die Arbeiten der beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch fügen sie sich gut zusammen in der Ausstellung „Das rote Dach und der See“, die am vergangenen Freitag eröffnet hat.

Feuchtingers Werke sollen offen bleiben für den Betrachter

Klaus Feuchtingers Arbeiten sind abstrakt. Die Formen des Gezeigten sind angedeutet. Ein Zug, der durchs Gebirge fährt, ist mit schwarzen, aerodynamisch gebogenen Rechtecken dargestellt. Die Werke behalten immer etwas Geheimnisvolles und Rätselhaftes, sagt Regina Dipper, eine Freundin der beiden, die die Ausstellung mit einer sehr schönen, persönlichen Rede begleitet. „Man muss ein Bild lesen wie ein Buch, man muss es nicht auf den ersten Blick verstehen können. Das Bild muss offen bleiben für den Betrachter, nicht zu festgelegt“, sagt Klaus Feuchtinger. Und in diesem Punkt sind sich die Arbeiten der beiden wieder sehr ähnlich.

Seit der Pensionierung hat das Ehepaar zurückgefunden in seine Kunst. Klaus Feuchtinger hat als Kunstpädagoge gearbeitet, Karin Feuchtinger als Innenarchitektin, Galeristin und Designerin.

Ein Appartement, das zum Diskutieren einlädt

Das titelgebende rote Dach befindet sich in Italien, in einem kleinen Dorf am Lago Maggiore. Dort hat das Ehepaar eine Wohnung mit zwei Ateliers, in denen es in Ruhe kreativ sein kann. Seeblick habe das Appartement nicht, „nur wenn ich mich am Fenster auf eine Leiter stelle, sehe ich ein Stück des Lago Maggiore“, sagt Klaus Feuchtinger und lacht. In diesem Appartement werde dann auch ganz gerne diskutiert über die Arbeit des jeweils anderen. „Doch das ist schön, wenn jemand mit einem anderen Blick auf das Bild schaut“, sagt Karin Feuchtinger. Und erstaunlicherweise funktioniere das sehr gut, auch wenn die Diskussionen mal heftig werden. „Hilfreich ist sicherlich, dass wir beide künstlerisch sehr unterschiedliche Wege gehen“, sagt Karin Feuchtinger.

Weshalb die Werke im Augustinum ausgestellt werden? „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir in zehn Jahren leben könnten und sind auf das Augustinum aufmerksam geworden – und auf die Ecke, in der regelmäßig Bilder ausgestellt werden“, sagt Klaus Feuchtinger.