Der Angeklagte im Verhandlungssaal in Detmold (Nordrhein-Westfalen). Foto: dpa

Der 94-jährige Angeklagte im Detmolder Auschwitz-Prozess hat erstmals sein Schweigen gebrochen. Ihm wird Beihilfe zum mindestens 170 000-fachen Mord zur Last gelegt.

Detmold - Im Detmolder Auschwitz-Prozess hat der frühere SS-Wachmann Reinhold Hanning sein Schweigen gebrochen. „Ich schäme mich dafür, dass ich das Unrecht sehend geschehen lassen und dem nichts entgegengesetzt habe“, sagte der 94-Jährige am Freitag vor dem Landgericht in einer persönlichen Erklärung. „Es tut mir aufrichtig leid.“ Er bereue zutiefst, einer verbrecherischen Organisation angehört zu haben, die für den Tod vieler Unschuldiger und für die Zerstörung unzähliger Familien verantwortlich sei.

Zuvor hatten seine Verteidiger einen 23-seitigen persönlichen Bericht über Hannings Jugend und seinen Einsatz in Auschwitz verlesen. Darin räumt er ein, von den Massenmorden gewusst zu haben. Er zeichnet gleichzeitig das Bild eines Mannes, der sich gegen seine Einberufung und den späteren Wachdienst nicht habe wehren können.

Gegen den 94-Jährigen wird wegen Beihilfe zum mindestens 170 000-fachen Mord in dem Vernichtungslager zwischen Januar 1943 und Juni 1944 verhandelt.