280.000 Fachkräfte in der Pflege müssen bis zum Jahre 2030 zusätzlich gewonnen werden. Dazu soll auch eine Ausbildungsreform beitragen. Foto: dpa

Ein Gesetzentwurf zur Reform der Pflegeausbildung sorgt für Aufregung bei den Verbänden der Altenpflege. Sie fürchten massive Qualitätseinbußen durch schlechtere Ausbildung.

Berlin - Der Altenpflege in Deutschland droht der Kollaps, wenn Pläne der Bundesregierung Wirklichkeit werden, wonach Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einem einheitlichen Ausbildungsgang zusammengefasst werden sollen. Das ist nach einer Umfrage unserer Zeitung die einheitliche Befürchtung der Fachverbände in der Altenpflege.

Die neue Ausbildung soll nach Willen des Bundesgesundheitsministeriums „auf einen universellen Einsatz in allen allgemeinen Arbeitsfeldern der Pflege“ vorbereiten. Die Verbände der Altenpflege zweifeln massiv am Sinn des Vorhabens. „Wenn drei Berufsfelder zu einem konzentriert werden, leidet jeder einzelne Ausbildungsgang“, sagt Bernd Tews, Geschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, unserer Zeitung. Es werde in der Ausbildung zu einer Konzentration auf die Krankenpflege kommen. „Die besonderen Aspekte der Langzeitpflege werden wegfallen.“

„Verlust von Wissen und Können“

Ursula Kriesten, im Bundesvorstand des Berufsverbandes für Altenpflege, fürchtet „einen Verlust von Wissen und Können in der Altenpflege“. Der Gesetzgeber zerschlage ohne Not „in 50 Jahren gewachsene Strukturen“. Die drei Ausbildungen in einem Berufsgang führten „zu einer fraglichen Berufsfähigkeit“ der Auszubildenden.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, warf der Bundesregierung im Gespräch mit unserer Zeitung „ideologischen Eifer“ vor. Kranke und pflegebedürftige Menschen hätten „höchst unterschiedliche Bedürfnisse“. Dies erfordere vom Personal auch unterschiedliche Kompetenzen. Wer das vermenge, „verflacht das Wissen aller zukünftigen Pflegekräfte“, sagte der Patientenschützer.