Pfarrer Christoph Hoffmann-Richter und die Ehrenamtlichen Lore Tress (links) und Viana Lilla Ginter. Foto: Jacqueline Fritsch

Ein neuer Kurs soll die Ehrenamtlichen fortbilden. Zwei Teilnehmer berichten.

Sillenbuch -

Ein Seelsorge-Gespräch ist Viana Lilla Ginter lange im Gedächtnis geblieben. „Eine Frau hat mir neulich erzählt, sie ist jetzt 94 geworden, und niemand kommt vorbei, weil alle Verwandten verstorben sind“, erzählt die ehrenamtliche Seelsorgerin. „Ich bekomme oft ganze Lebensgeschichten zu hören.“

Das Zuhören hat sie – ebenso wie ihre Kollegin Lore Tress – im Kurs für ehrenamtliche Seelsorge (KESS) gelernt. Dieser wird vom landeskirchlichen Seminar für Seelsorge-Fortbildung in Zusammenarbeit mit Gemeinden aus verschiedenen Bezirken angeboten. Die evangelischen Kirchengemeinden in Alt-Heumaden, Heumaden-Süd, Riedenberg und Sillenbuch bieten den nächsten KESS im Januar 2017 an. Er dauert insgesamt eineinhalb Jahre. Die Teilnehmer müssen nach dem Kurs zwei Jahre für die Gemeinde Besuchsdienste leisten.

Eine der Aufgaben von Ginter und Tress ist es, alte Menschen an deren Geburtstag zu besuchen. „Wir melden uns aber nicht an; nicht dass die Leute Kaffee und Kuchen organisieren“, sagt Tress. Die Senioren öffnen den Seelsorgern meist gern die Tür und freuen sich über den Besuch.

„Viele von ihnen haben kein funktionierendes soziales Umfeld mehr.“ Das sagt Christoph Hoffmann-Richter, Pfarrer in Riedenberg. „Der Bedarf wächst, es gibt immer mehr alte Menschen. Deshalb ist es toll, dass Frau Tress und Frau Ginter mich und Pfarrerin Jooß ehrenamtlich unterstützen.“

Die Probleme nicht zu den eigenen machen

Oft sind die Gespräche belastend für die Seelsorger. „Es gibt Tage, da gehe ich heim, und es macht mir den ganzen Abend zu schaffen“, erzählt Ginter. Die Ehrenamtlichen lernen im KESS, mit den Menschen zu fühlen, aber deren Probleme nicht zu ihren eigenen zu machen.

Der Kurs besteht nicht nur aus Theorie, sondern bietet auch viel Praxis – zum Beispiel bei der Supervision.In Gruppen werden dabei konkrete Fälle nachbesprochen, und das Verhalten der Ehrenamtlichen wird analysiert und verbessert. Dabei gilt für den Supervisor dasselbe wie für die Ehrenamtlichen selbst: Sie dürfen keine direkten Ratschläge geben. „Sie führen einen zur Erkenntnis.“ So versucht Tress lachend, die Aufgabe des Supervisors zu umschreiben.