Das Pflaster ist vermutlich bald Geschichte: Die Römerstraße soll asphaltiert werden. Foto: factum/Granville

Die Römerstraße soll als direkte Verbindung nach Stuttgart für Fahrradfahrer ausgebaut werden, voraussichtlich inklusive einer Beleuchtung im Wald.

Böblingen - Bis zu 2,2 Millionen Euro will der Landkreis Böblingen in einen Radschnellweg nach Stuttgart investieren. Dies wäre eine der ersten Verbindungen dieser Art in Baden-Württemberg. Die grün-schwarze Landesregierung fördert den Ausbau mit einem Zuschuss von mindestens 50 Prozent der Kosten. Das Straßenbauamt im Landratsamt wolle eine Lanze brechen für den Radverkehrsausbau, sagte Roland Bernhard. Laut dem Landrat soll das Rad zur attraktiven Alternative werden, „statt sich jeden Tag in den Stau zu stellen“. Und attraktiv wird es dann, wenn es schnell vorwärts geht. Deshalb soll die Strecke von Sindelfingen und Böblingen über die Römerstraße durch den Wald ausgebaut werden. Obwohl der einst für Panzer gepflasterte Weg unter Denkmalschutz steht, muss er dafür asphaltiert werden.

Die Verbindung wird optimiert

„Wir wollen die bestehende Verbindung optimieren“, erklärte Bernhard. Kurz nach der neuen Thermalbad-Kreuzung wird der Radschnellweg beginnen. Über den Sandweg geht es auf die Römerstraße. Das Bauende der 5,2 Kilometer langen Strecke liegt kurz vor der Brücke über die Autobahn A 8 bei Stuttgart-Rohr. Damit auch die Sindelfinger schneller voran kommen, wird das bereits asphaltierte Musberger Sträßle saniert und an das Radwegenetz angebunden. Im Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik gab es für die Pläne, die dieses Jahr umgesetzt werden sollen, große Zustimmung.

„Wir können den Radverkehr ein großes Stück voranbringen“, sagte der Erste Landesbeamte Martin Wuttke. Über die Nutzung der Strecke liegen zwar keine aktuellen Zahlen vor. Aber wegen der starken Zunahmen von Elektro-Fahrrädern geht das Landratsamt davon aus, dass sich die Zahl der Pendler dort bereits erhöht hat. „Wir müssen Pionierarbeit leisten und attraktive Angebote machen“, wenn eine Alternative zum Auto geschaffen werden solle, findet der Landrat-Vize. Als Radschnellweg bietet sich die Strecke auch deshalb an, weil parallel dazu eine S-Bahn fährt, auf die die Radler notfalls umsteigen können. Die Zahl der Nutzer erhöhen sollen außerdem Lampen, die den Wald bei Dunkelheit mittels Bewegungssensoren erhellen, allerdings nicht zwischen 22 und 5 Uhr.

Der Denkmalschutz bremst den Radweg nicht

Dass der Radweg auf historischem Pflaster gebaut werden soll, scheint das Projekt nicht zu bremsen. Die Römerstraße wurde erst im vergangenen Dezember vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart zum Kulturdenkmal erklärt. Mindestens seit dem Jahr 2010 haben sich mehrere Bürger „sehr für die Straße eingesetzt“, berichtet Katja Lumpp, die Sprecherin des RPs. Nach Ansicht des Landratsamtes stellen die Pflastersteine jedoch ein zu hohes Unfallrisiko für die Radfahrer dar, während Asphalt Kraft sparender für sie wäre. Deshalb sei ein Kompromiss ausgehandelt worden. Die Denkmalschützer haben vorgeschlagen, wenigstens zwei 50 Meter lange Sichtfenster offen zu lassen. „In den Fenstern werden Referenzstücke der Straße auf dem Kreisgebiet Böblingen erhalten“, erklärt sie die Idee. Die genauen Standorte stehen noch nicht fest. Darüber hinaus sei die Pflasterstraße auf Stuttgarter Gemarkung bis zu den Patch Barracks weitgehend erhalten.

Die Römerstraße ist vor rund 80 Jahren für Panzer zwischen den beiden Kasernen in Böblingen und Stuttgart-Vaihingen angelegt worden. „Die höchste Form des Schutzes ist der Asphalt“, sagte Roland Bernhard im Kreistagsausschuss. Dadurch gehe das Pflaster nicht kaputt, es werde nur überdeckt. Schnellradwege sollen so hohe Standards haben, dass Radfahrer darauf im Schnitt bis zu 30 Stundenkilometer fahren können. Die Kreisräte sorgten sich im Ausschuss für Umwelt und Verkehr auch gar nicht um den Erhalt des Denkmals. „Der Radweg ist eine gute Sache, aber machen wir mit diesen Standards nicht ein Fass auf“, fragte sich Claus Unger (CDU) vielmehr. Denn nicht nur die Beleuchtung, auch der Winterdienst zählt dazu. Beides muss der Kreis bezahlen. „Ich denke, dass es sich lohnen wird“, antwortete Bernhard.