Strom soll ab 2025 fließen – wenn alles glatt geht. Foto: dpa

Erdkabel statt „Monstertrassen“ - mit dieser Formel will die Politik auf Druck Bayerns die Blockade beim dringend nötigen Ausbau der Stromnetze auflösen. Dass dies am Ende länger dauert und für Stromkunden weit teurer wird, steht jetzt schon fest.

Berlin/Erfurt - Der Bau gigantischer unterirdischer Stromtrassen bis nach Baden-Württemberg für die Energiewende nimmt konkrete Formen an. Die Netzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50Hertz präsentierten am Dienstag in Berlin Routen-Vorschläge für mögliche Erdkabel-Korridore, mit denen Windstrom von den Küsten in die Industriezentren des Südens transportiert werden soll.

Die Anträge für die zwei Stromautobahnen „Suedlink“ und „Suedostlink“ wollen die Unternehmen noch in diesem Monat bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Behörde wird die Pläne dann sorgfältig prüfen. „Dabei führen wir eine umfassende Information und Beteiligung der Öffentlichkeit durch“, teilte die Netzagentur am Dienstag mit.

Seit Herbst gingen von Bürgern, Kommunen und Verbänden zu beiden Milliarden-Projekten bereits mehr als 9000 Hinweise ein, die beim geplanten Verlauf der Trassen berücksichtigt worden sind. Wo exakt die Stromautobahnen gebaut werden, wird erst 2020/21 feststehen. Strom soll ab 2025 fließen - wenn alles glatt geht.

800 Kilometer lang sein soll die Trasse

Der „Suedlink“ wird von Tennet und TransnetBW gebaut. Die Stromleitungen verlaufen von Brunsbüttel in Schleswig-Holstein nach Großgartach in Baden-Württemberg sowie von Wilster in Schleswig-Holstein nach Grafenrheinfeld in Bayern. Die 800 Kilometer lange Trasse soll die „Hauptschlagader“ der Energiewende werden.

Der „Suedostlink“ der Netzbetreiber Tennet und 50Hertz soll zwischen Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt und Isar bei Landshut in Bayern verlaufen. Auch diese Leitung ist nötig, um den im Norden und Osten erzeugten Ökostrom in den Süden zu transportieren. Zudem soll „Suedostlink“ verhindern, dass wegen der bisher fehlenden direkten Leitungsverbindung Strom aus erneuerbaren Energien durch Polen und Tschechien fließen muss. Im Jahr 2022 geht in Deutschland das letzte Atomkraftwerk vom Netz.

Tennet-Manager Lex Hartmann sagte, beim „Suedlink“ habe es die bislang größte Bürgerbeteiligung beim Netzausbau gegeben: „Uns ist es wichtig, einen Korridor zu finden, der Mensch und Natur möglichst wenig belastet.“ Der Chef von 50Hertz, Boris Schucht, betonte, die Korridore seien noch nicht „in Stein gemeißelt“. Im bayerischen Teil der Stromautobahn „Suedostlink“ sei nach Bürgerwünschen ein Fünftel des ursprünglichen Korridors angepasst worden. Für beide Trassen gibt es auch Alternativvorschläge. Es ist auch ein Korridor über Thüringer Gebiet im Gespräch.