Etwa 70 Zuhörer folgten den Ausführungen beim Erörterungstermin in der Böblinger Kongresshalle. Foto: factum/Granville

Bei der Erörterungsverhandlung zeigen sich verhärtete Fronten. Die Planer wollen eine Asphalt-Lösung, die günstiger ist als jene, die vorgesehen war, aber weniger Lärm schluckt. Die Anwohner pochen auf einem Belag, der mehr Schall absorbiert.

Böblingen - Eigentlich war alles schon in trockenen Tüchern. Die federführende Planungsbehörde beim Ausbau der Autobahn 81, das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) hatte sich mit der Bürgerinititave Leise A 81 auf ein Lärmschutzkonzept geeinigt, das einen offenporigen Asphalt (Opa) beinhaltete. Doch der Bund machte einen Strich durch diese Rechnung. Der Opa wurde aus Kostengründen durch einen preiswerteren Belag ersetzt, der zudem noch Vorteile bei einem späteren Austausch bringt. Die Planer rechtfertigten diese Lösung jetzt auch während der Erörterungsverhandlung am Donnerstag in Böblingen. Die Leise A 81 hält sie für „ absurd“, weil sie laut ihrem Vertreter Thorsten Breitfeld offenbar nur eine Einsparung von 500 000 bis 700 000 Euro bringt – angesichts der Gesamtkosten von 230 Millionen für den Ausbau der 7,2 Kilometer inklusive eines 850 Meter langen Lärmschutzdeckels, der 69 Millionen Euro teuer ist, ein Klacks..

Bund möchte einen preiswerteren Asphalt

Das Lärmschutzkonzept war bei dem Treffen der Hauptpunkt auf der Tagesordnung der Marathonsitzung, mit der die insgesamt 30 Einwände und 70 Stellungnahmen von Bürgern, Firmen und Institutionen abgehandelt wurde. Im Jahr 2007 hatte es schon einmal einen Erörterungstermin für den Ausbau der Strecke zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost gegeben, bei dem die Bürger das damals vorgestellte Lärmschutzkonzept abgelehnt hatten. Die Planer gingen noch einmal in sich, Vertreter des Bundes, des Landes, der Städte und des Kreises setzten sich mit der Leisen A 81 an einen Tisch und handelten einen 850-Meter-Deckel aus, der zwischen den beiden Wohngebieten von Böblingen und Sindelfingen rund 25 Dezibel des Lärms schlucken soll.

Erst acht Jahre später nun steht die Planfeststellung vor dem Abschluss. Änderungen mit Standstreifen im Tunnel, mit gekrümmten Lärmschutzwänden und nicht zuletzt die fehlende Personalstärke im RP – viele Mitarbeiter waren mit Stuttgart 21 beschäftigt – führten zu der Verzögerung. Zudem hatte der Bund die Unterlagen lange geprüft und zuletzt den anderen Asphalt festgelegt, der zwei Dezibel Lärm weniger schluckt und nicht wie Opa bereits nach fünf bis sechs Jahren wieder ausgetauscht werden muss, weil er nach einem solchen Zeitraum abgefahren ist. Der Beleg, der nun zum Zug kommen soll, kann darüber hinaus Spur für Spur abgetragen werden, bei Opa muss aus Gründen der Beschaffenheit stets die gesamte Fahrbahn gesperrt werden. „Das ist ein wichtiger Punkt“, erklärte Jürgen Holzwarth, der Abteilungsdirektor Straßenwesen und Verkehr im Regierungspräsidium. Auf die von Breitfeld erwähnte Kosteneinsparung ging Holzwarth nicht ein.

Planer wollen spätestens Anfang nächsten Jahres entscheiden

Klar ist jedoch, dass mit dem jetzigen Asphalt die Lärmgrenzwert in der Nacht an 105 Gebäuden um bis zu 1,2 Dezibel überschritten wird. „Wir sprechen hier über das i-Tüpfelchen beim Schallschutz, sagte Holzwarth, das jedoch auch durch Schallschutzfenster gesetzt werden könne. Die Grenzwerte würden dann eingehalten. Die Leise A 81 lehnt diese Lösung jedoch nach wie vor ab: „Wir möchten sie auch nachts öffnen und ruhig schlafen können.“ – Laut den Planern sind höhere Lärmschutzwände, die jetzt bereits acht bis zwölf Meter hoch sind, keine Alternative. Um unter den Grenzwerten zu bleiben, müssten sie fast doppelt so hoch sein und würden rund fünf Millionen Euro mehr kosten. „Auch ein Tempolimit würde nichts bringen“, so Holzwarth. Das RP möchte bis spätestens Anfang des nächsten Jahres abwägen, was es wegen der überschrittenen Lärmgrenzwerte unternimmt. Und ob die Planer dem Bund die Verwendung des von der Leise A 81 geforderten offenporigen Asphalts noch einmal vorschlagen. „Wir warten nun ab“, sagt Breitfeld. Ob die Leise A 81 gegen die Entscheidung des RP klagt, ist offen. Holzwarth hofft, dass die Planfeststellung im nächsten Jahr sein wird und nach weiteren Detailplanungen sowie den Ausschreibungen mit dem Ausbau im Jahr 2020 begonnen werden kann.