Einer der Bäume bei der Lukaskirche, die jetzt einen Paten haben Foto: Jürgen Brand

Nachdem der Artikel über die Suche nach Baumpaten im Innenstadt-Teil von StZ und StN erschienen war, klingelte im Pfarrbüro der Lukasgemeinde gleich morgens das Telefon: Der Anruf kam aus Neuseeland, der Anrufer wollte unbedingt eine der Patenschaften übernehmen.

S-Ost - Erfahrene Seelsorger wie den Pfarrer der evangelischen Lukas- und Lutherhausgemeinde kann man normalerweise nicht so schnell überraschen, erleben sie doch in ihrem Berufsalltag mehr als die meisten. Am vergangenen Freitagvormittag ist es dem Pfarrer Gerd Häußler aber doch wieder einmal passiert. An jenem Morgen klingelte sein Telefon im Pfarrbüro – und es meldete sich ein Anrufer aus Neuseeland. Der wollte unbedingt eine der Baumpatenschaften für die neu gepflanzten Bäume an der Lukaskirche übernehmen und kam gerade noch rechtzeitig. Demnächst wird dann ein Schild das noch kleine Bäumchen schmücken mit der Aufschrift: Baumpate Andreas Welte, Neuseeland.

Am vergangenen Freitag war auf der Titelseite des Innenstadt-Teils von Stuttgarter Zeitung (StZ) und Stuttgarter Nachrichten (StN) der Artikel über die Suche der Lukas-Lutherhausgemeinde nach Baumpaten erschienen. Für den Bau des neuen Gemeindehauses an der Lukaskirche hatten vor Baubeginn drei Bäume gefällt werden müssen, dafür waren zehn neue, junge Bäume gepflanzt worden. Da die Gemeinde einen Teil des Neubaus selbst finanzieren muss und noch ein Teil des erforderlichen Betrags fehlt, entstand die Idee für die Baumpatenschaften. So eine Patenschaft kostet 200 Euro, drei waren bis Freitag noch zu vergeben gewesen. Der Aufruf erschien sowohl in der gedruckten Zeitung als auch auf den Stuttgart-Ost-Seite von StZ und StN im weltweiten Netz. Und so gelangte die Nachricht auch nach Neuseeland.

Dort ist Andreas Welte seit 1987 zuhause – und pflegt zumindest alle zwei Jahre persönlich, auf jeden Fall aber per Internet den Kontakt zu seiner Heimat. Welte wurde am 7. Januar 1956 in Stuttgart geboren. Von seinen Eltern weiß er, dass er bei der Villa Berg geboren wurde, also vermutlich in der Frauenklinik oder sogar in der damaligen Kinderklinik, der heutigen Kinder-Villa. Andreas Welte wurde in der Lukaskirche von dem damaligen Pfarrer Pfetsch getauft und wuchs im großelterlichen Haus Rotenbergstraße 37 auf.

Dort wohnten seine Großmutter, seine Eltern Elly und Otto und sein älterer Bruder. Sein Vater hatte im Erdgeschoss eine Praxis als Internist. Andreas Welte besuchte den damaligen evangelischen Kindergarten in der Schwarenbergstraße, begann in der Ameisenbergschule seine Schulkarriere, machte im Zeppelin-Gymnasium 1975 sein Abitur. Von 1977 bis 1981 studierte er Agrar-Wissenschaften. Das Studium führte ihn im Wintersemester 1978/1979 zum ersten Mal nach Neuseeland. Nach dem Abschluss des Studiums zum Agrar-Ingenieur leitete er einige Jahre lang einen Pachtbetrieb in der Nähe von Münsingen auf der Schwäbischen Alb, 1985 wurde er der erste offizielle Bio-Berater im Landwirtschaftsministerium von Schleswig-Holstein.

1987 zog er endgültig nach Neuseeland. Dort leitete er einen biologischen Obstbau- und Viehbetrieb mit 120 Hektar Fläche. Welte spezialisierte sich auf homöopathische Boden-, Pflanzen- und Tierbehandlung, machte sich in dem Bereich einen Namen und baute einen Beratungsdienst (www.EcoGrape.com) auf. Den Obstbau- und Viehbetrieb leitete er bis vor fünf Monaten. Jetzt, mit 61, will er sich auf die Beratung konzentrieren und interessierte Obst- und Weinbauern unterstützen. Welte ist mit einer Neuseeländerin verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

Alle zwei Jahre kommt er nach Stuttgart zurück, pflegt geschäftliche Verbindungen, besucht seinen Bruder und Freunde und natürlich auch die Gräber seiner Eltern in Sillenbuch und das seiner Großmutter auf dem Pragfriedhof. Bei seinem nächsten Besuch wird er auf alle Fälle bei Pfarrer Häußler vorbei schauen, sich „seinen“ Baum zeigen lassen und bei Bedarf auch gießen. Welte: „Als Bioberater würde ich mich darüber freuen, wenn das Patenbäumchen ohne Herbizide unkrautfrei gehalten werden kann. Schoren, hacken und mulchen halten den Boden auch unkrautfrei und sorgen für gute Feuchtigkeitsregulierung.“